Betrügerische Werbung: Datenbroker zahlt Millionenstrafe

Weil ein US-Datenhändler insbesondere Daten älterer Bürger an Betrüger verkaufte, wurde das Unternehmen zur Verantwortung gezogen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 9 Kommentare lesen

(Bild: Ollyy/Shutterstock)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
Inhaltsverzeichnis

Zielgerichtete Werbung: Von 2007 bis 2018 soll der Daten-Broker Epsilon Data Management dabei geholfen haben, insbesondere Senioren in den USA mit falschen Gewinnversprechen zu betrügen. Wie das US-Justizministerium mitteilt, hat die Firma nun einer Zahlung von 150 Millionen US-Dollar zugestimmt, um ein Strafverfahren abzuwenden.

Der Firma mit Zentrale in Texas ist laut Gerichtsdokumenten eine der größten Marketing-Anbieter der Welt. Hier werden die Käufe von Millionen US-Haushalten systematisch ausgewertet, um sie anschließend mit neuen Werbekampagnen zu adressieren. Für die Datengeschäfte hat Epsilon laut den Anklägern einen Kundenstamm von 2000 Klienten aufgebaut.

Doch einige dieser Kunden nutzten die Adressen, um insgesamt 30 Millionen Haushalten betrügerische Werbung zuzustellen. Zum Beispiel stand in den Schreiben, dass die Empfänger in einem Gewinnspiel gewonnen hätten und dass sie eine Bearbeitungsgebühr zu entrichten hätten, um an den Gewinn zu gelangen. Andere Kampagnen versuchten Wahrsagerdienste und Nahrungsergänzungsmittel an die Kunden zu bringen oder versprachen Regierungsförderungen.

Da nicht jeder auf solche plumpen Methoden reagiert, versuchten die Betrüger ihre Opfer zielgerichtet anzusprechen. Dazu nutzten sie die Dienste von Epsilon Data Management, die besonders gutgläubige Konsumenten als "opportunity seekers" einstufte. Anhand internen E-Mails versuchten die Ankläger in Colorado nachzuweisen, dass Epsilon Data Management gezielt on den illegalen Kampagnen wissentlich profitiert hatte. So scherzten Manager darüber, dass ein Kunde, dem sie zuvor 5000 Adressen verkauft hatten, ohne dass er eine Firmenadresse vorweisen konnte, vermutlich verhaftet worden sei.

Mit der Einigung mit den Justizbehörden versucht die Firma, die seit 2019 einen neuen Eigner hat, einen Schlussstrich unter die Affäre zu ziehen. 127,5 Millionen Dollar sollen an die Opfer der Betrugsmaschen ausgezahlt werden, hinzu kommt eine Strafzahlung von 22,5 Millionen Dollar. Die Angestellten, die in die Geschäfte verwickelt waren, arbeiten heute allesamt nicht mehr für Epsilon.

Auch in Deutschland grassieren derzeit Betrugsversuche an Senioren. Laut einem Bericht der Rheinischen Post verzeichnet alleine die Polizei in NRW in den ersten drei Quartalen 2020 insgesamt 289 Straftaten mit einem Schaden von 12,4 Millionen Euro. Die Betrüger geben oft vor, dass ein Enkel der Angerufenen in Bedrängnis sei oder Geld für eine Corona-Behandlung brauche, dass dann bei den Opfern zu Hause abgeholt wird.

(axk)