Bielefelder Ermittler sichern 10 Millionen Euro der "Krypto-Queen"​

Bielefelder Ermittler haben mehr als 10 Millionen Euro aus dem Vermögen der seit 2017 untergetauchten OneCoin-Betrügerin Ruja Ignatova sichergestellt.

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OneCoin auf einem Smartphone

(Bild: 360b/Shutterstock.com)

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Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat mehr als 10 Millionen Euro aus dem Vermögen der seit Jahren flüchtigen OneCoin-Betrügerin Ruja Ignatova sichergestellt. Die seit 2017 untergetauchte "Krypto-Queen" hat ein Betrugssystem mit der erfundenen Digitalwährung "OneCoin" inszeniert und soll Anleger damit weltweit um Milliarden betrogen haben.

Es geht den Angaben zufolge um zwei Luxusimmobilien in London, die Ignatova für 20 Millionen Euro über Treuhandfirmen gekauft hatte. Rund 10 Millionen Euro sind durch den Verkauf dieser inzwischen etwas verschlissenen Penthouse-Wohnungen erzielt und sichergestellt worden. Das Geld liege auf einem Konto der Royal Bank of Scotland. Die Ermittler sind sich laut WDR sicher, beweisen zu können, dass das Geld für die Wohnungen von den mehr als 17.000 Anlegern stammt, die über eine Firma mit Sitz in Greven im Münsterland betrogen worden waren.

Vor zehn Jahren wurde die Domain "onecoin.eu" registriert und sie und OneCoin-Mitgründer Karl Sebastian Greenwood gewannen darüber Kunden für sich. Im Oktober 2017 war die promovierte Juristin Ignatova vor dem US-Bezirksgericht für den südlichen Bezirk von New York angeklagt worden. Es wurde ein Haftbefehl gegen sie erlassen. Die Ermittler gehen davon aus, dass Ignatova möglicherweise einen Hinweis darüber erhalten hat, dass die Behörden gegen sie ermitteln. Sie reiste im Oktober 2017 von Sofia nach Athen und wurde seitdem nicht mehr gesehen. Seither fahnden unter anderem das FBI und das Bundeskriminalamt nach ihr.

Bereits seit längerem stand OneCoin als mutmaßliches Schneeballsystem in der Kritik. Im Mai 2017 untersagte die deutsche Finanzaufsicht Bafin den OneCoin-Vertrieb in Deutschland. Dabei richtete sich das Verbot gleich gegen mehrere Unternehmen des offenbar breit verflochtenen und weltweit aktiven OneCoin-Vertriebs. Damit die deutsche Staatsanwaltschaft über das sichergestellte Geld verfügen kann, ist ein aufwendiges Verfahren notwendig.

Der erste Schritt dazu ist das sogenannte selbstständige Einziehungsverfahren. Dazu hat die Staatsanwaltschaft nun beim Landgericht Bielefeld die Einziehung von 20 Millionen beantragt. Das Gericht will in den nächsten Wochen prüfen, ob die Voraussetzungen dafür vorliegen. Dann muss die Staatsanwaltschaft in einem Rechtshilfeverfahren die Überweisung des Geldes nach Deutschland beantragen. Erst dann können sich die geschädigten Anleger melden. Bis dahin werde es aber noch Monate dauern, vermutet Carsten Nowak von der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Bielefeld.

Zu Jahresbeginn 2024 hat das Landgericht Münster bereits drei Gehilfen von Ruja Ignatova wegen Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug und Geldwäsche verurteilt. Das Gericht verhängte Haftstrafen zwischen knapp drei und fünf Jahren. Die Angeklagten sollen rund 320 Millionen Euro von Anlegern aus ganz Europa eingesammelt haben. Gegen die Urteile ist jeweils Revision beim Bundesgerichtshof eingelegt worden.

Im September 2023 wurde Greenwood für Milliardenbetrug mit angeblichem Kryptogeld zu 20 Jahren Haft in einem US-Bundesgefängnis verurteilt. Das ist ein Drittel der gesamten Strafdrohung jener drei Anklagepunkte, zu denen sich der OneCoin-Mitgründer schuldig bekannt hat. Außerdem soll er rund 300 Millionen US-Dollar zurückzahlen, die er als Provisionen für den Vertrieb wertloser OneCoin/OneLife-Kryptowährungs-Informationspakete kassiert hat.

(mack)