Big Brother Award für den US-Justizminister

US-Justizminister Ashcroft erhielt den Titel "Worst Government Official". Zum Unternehmensschnüffler des Jahres wurde Oracle-Chef Larry Ellison gekürt.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

"Und die diesjährigen Gewinner sind ..." Nein, nicht Halle Barry oder Denzel Washington. Es sind US-Justizminister John Ashcroft in der Kategorie "Bester Indizierer von Nachrichten und Web-Seiten" und Oracle-Chef Larry Ellison in der Kategorie "Bedeutendster Unternehmensschnüffler des Jahres". Kein brandender Applaus, ordinäres Gerülpse hallte nach der Bekanntgabe durch das kalifornische Auditorium. Schließlich wurden im Cathedral Hill Hotel nicht die heißbegehrten Oscars, sondern Auszeichnungen für die unverschämtesten Angriffe auf den Datenschutz in den USA im Jahre 2001 verliehen, die so genannten Big Brother Awards.

Auf der zwölften Conference on Computers, Freedom and Privacy in San Fransisco bekam Datenbank-Milliardär Larry Ellison vor allem deshalb sein Fett weg, weil er sich um die Implementierung einer zentralen Regierungsdatenbank auf Oracle-Basis bemüht hatte, mit der die Erfassung personenbezogener Daten sämtlicher US-Amerikaner ermöglicht werden könnte. Der Titel "Schlimmster Regierungsangestellter" ("Worst Government Official") wurde Ashcroft angetragen, weil er hauptverantwortlich für den massiven Zuwachs von Lauschangriffen in den USA sein soll. Zudem soll er veranlasst haben, dass nach dem 11. September mehr als 1.200 Menschen in den Vereinigten Staaten ohne richterliche Anweisung inhaftiert wurden.

"Geehrt" wurde auch in den Kategorien "Das abstoßendste Projekt" ("Most Appalling Project"), "Lebenslange Bedrohung" ("Lifetime Menace") oder das "Schnüffelndste Unternehmen" ("Most Invasive Company"). Alle Preisträger erhalten -- in der Regel gegen ihren Willen -- eine Skulptur mit einem goldenen Stiefel, der einen menschlichen Schädel niederdrückt.

Den Big Brother Award hat der Brite Simon Davis aus der Taufe gehoben. Der Gründer der Londoner Datenschutz-Organisation Privacy International griff Warnungen George Orwells auf, der in seinem Roman "1984" die Gefahr einer totalitären Überwachung beschreibt. Die Preise gehen an Organisationen, Politiker und Privatpersonen, die den zweifelhaften Ruhm erworben haben, massiv in die Privatsphäre der Bürger einzugreifen. Seit 1999 werden die jährlichen "Ehrungen" außer in den USA auch in zahlreichen europäischen Ländern vorgenommen; seit dem Milleniumswechsel gibt es einen deutschen Ableger der Big Brother Awards. Sieger in der Kategorie "Politik" wurde im Oktober 2001 übrigens Otto Schily mit seinem "Otto-Katalog" an Überwachungsmaßnahmen. (pmz)