US-Whistleblower Mark Klein ist tot: Die Spur in die Abhörräume der NSA

Der US-amerikanische Whistleblower Mark Klein ist tot. Durch ihn wurde erstmals öffentlich bekannt, dass die NSA auch US-Amerikaner belauschte.

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(Bild: Carsten Reisinger/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Wie jetzt bekannt wurde, ist der US-amerikanische Whistleblower Mark Klein im Alter von 79 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Er arbeitete als Techniker 22 Jahre lang für den Telefonkonzern AT&T und seine Tochterunternehmen. Im Juni 2006 schilderte er in einem Prozess unter Eid, wie AT&T in einem Gebäude in San Francisco einen Hochsicherheitsraum 641A installieren ließ, zu dem nur sicherheitsüberprüfte Mitarbeiter der National Security Agency (NSA) Zutritt hatten. Klein selbst musste Glasfaser-Splitter installieren und die abgezweigten Leitungen bis zum Raum 641A legen. Damit wurde erstmals öffentlich festgestellt, dass die NSA auch die Daten von US-Amerikanern belauschte und sich keineswegs nur um "ausländische Terroristen" kümmerte, wie es US-Präsident G.W. Bush im Dezember 2005 nach einem ersten Bericht der New York Times verkündete.

Mark Klein war an verschiedenen Standorten für AT&T tätig, bis er im Jahre 2004 in Rente ging. Zuletzt arbeitete er als einer von sechs Service-Technikern in einem AT&T-Gebäude in San Francisco, von dem aus die AT&T-WorldNet-Verbindungen in den pazifischen Raum, aber auch zu US-Internet-Peering-Knoten wie MAE-West und PAIX liefen. Erst mit der Lektüre des New-York-Times-Artikels wurde ihm klar, was es mit der "Cut-In and Test Procedure" auf sich hatte, die er manchmal durchführen musste. Dabei wurde eine Glasfaser-Leitung mit einem Splitter gespiegelt und zum besonders gesicherten Raum 641A geführt, der unter der Aufsicht der NSA stand.

Klein wandte sich an die Electronic Frontier Foundation (EFF) und legte sein Wissen offen. Rechtsanwälte der EFF verklagten daraufhin AT&T und beschuldigten die Firma, mit einem "Dragnet" getauften Überwachungsprogramm den Internet-Datenverkehr seiner Kunden an die NSA weitergeleitet zu haben. Damit habe sie gegen die US-Verfassung verstoßen. In diesem Verfahren sagte Klein als Zeuge unter Eid aus (PDF-Datei). Seine Aussage führte wiederum dazu, dass die Welt von einer Maschine namens "Narus STA 6400" erfuhr. STA steht für Semantic Traffic Analyzer. Später bestätigte der ehemalige NSA-Mitarbeiter William Binney, dass AT&T ähnliche Räume wie 641A auch in anderen US-Städten für die NSA bereitstellte.

Die Klage gegen AT&T wurde 2009 nach dem FISA Amendment Act von 2008 abgewiesen. Dieses Gesetz gewährte den Telekommunikationsunternehmen eine rückwirkende Immunität, wenn sie mit staatlichen Geheimdiensten zusammenarbeiten. Mark Klein verfasste zusammen mit dem NSA-Spezialisten James Bamford das Buch "Wiring up the Big Brother Machine ... And Fighting it." Bereits 2008 erhielt Klein den Pionier Award der EFF.

(nen)