Bill Gates' Mini-AKW stoßen im Bundesamt für nukleare Entsorgung auf Widerstand

Bei Small Modular Reactors und der Technik P&T gebe es ungelöste Endlagerfragen, Sicherheitsbedenken und die Gefahr der Proliferation, heißt es in Gutachten.

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Konzept für einen Natriumreaktor mit einem Energiespeichersystem von Terra Power und GE Hitachi Nuclear Energy.

(Bild: terrapower.com)

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Die vom Microsoft-Milliardär Bill Gates als eine Lösung gegen den Klimawandel propagierten Mini-AKW schneiden beim Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) nicht gut ab. Um mit "Small Modular Reactors" (SMR) genannten kleinen Atomkraftwerken weltweit die momentan benötigte elektrische Leistung bereitzustellen, müssten tausend bis zehntausend SMR-Anlagen gebaut werden, schließt das Bundesamt aus einem Gutachten, dass es vom Öko-Institut anfertigen ließ.

"Fragen zu Sicherheit, Transport, Rückbau sowie zur Zwischen- und Endlagerung sind bislang ungeklärt", teilte das Bundesamt mit. Auch wären bei einer geplanten weltweiten Verbreitung von SMR neue spezifische nationale und internationale Sicherheitsstandards notwendig. SMR könnten zwar potenziell sicherheitstechnische Vorteile gegenüber großen Atomkraftwerken aufbieten, die hohe Anzahl an notwendigen Reaktoren würde jedoch die damit verbundenen Risiken wiederum deutlich erhöhen, schreibt das Öko-Institut .

In einem weiteren Gutachten für das BASE kümmerte sich das Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften der Universität für Bodenkultur Wien um ein Konzept namens Partitionierung & Transmutation (P&T). Dabei soll mithilfe neuer Reaktoren und Wiederaufarbeitungsverfahren die Menge an hochradioaktiven Abfällen reduziert werden.

Transurane wie Plutonium könnten zwar in ihrer Menge reduziert werden, andererseits steige jedoch die Abfallmenge für einzelne langlebige radioaktive Spaltprodukte an; teilweise wie bei Cäsium-135 um bis zu 75 Prozent gegenüber der ohne P&T einzulagernden Menge, geht aus dem Wiener Gutachten hervor. Auch seien 40 Prozent der in Deutschland bereits angefallenen Abfälle bereits wiederaufgearbeitet worden; die daraus entstandenen verglasten Abfälle wären nicht für P&T-Verfahren zugänglich. Das in dem Verfahren notwendigerweise abzutrennende Plutonium wäre leichter für Waffenherstellung zugänglich.

Für einen Einstieg in P&T müssten wieder viele atomtechnische Anlagen erbaut werden, die lange laufen und Sicherheits- und Störfallrisiken bergen würden. Zwischenlager und Brennstofftransporte sowie ein Endlager wären in jedem Fall weiter erforderlich.

"In absehbarer Zeit können möglicherweise zur Verfügung stehende Atom-Technologien weder die Altlasten der Atomenergie-Nutzung beseitigen noch die jetzt anstehenden Zukunftsfragen des Klimawandels beantworten", resümiert BASE-Präsident Wolfram König. "Keine der diskutierten Techniken sei derzeit am Markt verfügbar. Es ist auch nicht absehbar, ob sie es künftig sein werden. Gleichzeitig werden sie verbunden mit Versprechen, die oftmals stark denen ähneln, die bereits mit der ersten Generation von Reaktoren in den 1950er und 1960er Jahren gemacht worden waren."

Bei SMR-Anlagen könne ähnlich wie bei P&T die Gefahr ansteigen, dass bei einer weltweiten Verbreitung der Technik weiterhin Material für militärische Zwecke wie der Herstellung von Atomwaffen bereitstehe. "Die diskutierten Konzepte können uns unsere Verantwortung nicht abnehmen, uns jetzt konsequent auf den Pfad der nachhaltigen Problemlösung zu begeben, statt mit der Hoffnung auf Technologiesprünge der Nuklearindustrie dieser Aufgabe auszuweichen", meint König. "Allein der Blick auf die weltweit zu klärende Frage der Entsorgung zeigt, dass wir selbst für sichere Lösungen sorgen müssen."

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Bill Gates hatte kürzlich auf seiner virtuellen Tournee zu seinem neuen Buch "Wie wir die Klimakatastrophe verhindern" die Werbetrommel für die Atomkraft gerührt. SMR werden unter anderem von der Firma Terra Power entwickelt, die von Gates mitfinanziert wird.

(anw)