Bill Gates auf Indien-Reise

Der Microsoft-Gründer hat eine viertägige Goodwill-Tour durch das boomende IT-Land Indien begonnen -- mit 100 Millionen US-Spenden-Dollar im Gepäck.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Microsoft-Gründer Bill Gates hat am Montag eine viertägige Goodwill- und Promotion-Tour durch das boomende IT-Land Indien begonnen. Im Vordergrund des Besuchs auf dem indischen Subkontinent steht die Ankündigung der Bill & Melinda Gates Foundation, in den kommenden zehn Jahren insgesamt 100 Millionen US-Dollar für die Aids-Bekämpfung im Land zu spenden. Mit dem Geld, dessen genauer Verwendungszweck vom Stiftungssitz in Seattle aus kontrolliert wird, soll die Ausbreitung der Immunschwäche-Krankheit im nach China bevölkerungsreichsten Land der Erde eingedämmt werden. Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass schon jetzt mindestens vier Millionen Inder mit dem HI-Virus infiziert sind. Ohne einschneidende Maßnahmen wird befürchtet, dass bis zum Jahr 2010 weitere 20 Millionen Aids-Erkrankungen hinzukommen. Für die Gates-Stiftung, die mit einem Vermögen von mehr als 24 Milliarden US-Dollar als der größte Wohltätigkeitsfonds der Welt gilt, bedeutet das Engagement in Indien die bisher größte Hilfsinitiative in einem Einzelland.

Gates Indien-Reise steht nach Einschätzung von IT-Analysten aber noch unter einem ganz anderen Stern: Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Open-Source-Software in Asien müsse sich Microsofts Chef-Software-Architekt zudem vor Ort intensiv um die Vermarktung seiner Betriebssysteme kümmern, schreibt etwa die New York Times in ihrer heutigen Ausgabe. Mit immerhin mehr als einer halben Million Software-Entwickler stelle der südasiatische Staat einen Dreh- und Angelpunkt für die künftige Verbreitung von Open-Source-Produkten dar. So hatte zuletzt beispielsweise das indische Ministerium für Informationstechnologie vorgeschlagen, proprietäre Software aus sämtlichen staatlichen Einrichtungen zu verbannen und durch Linux zu ersetzen. Linux habe gegenüber proprietären Betriebssystemen durch den offen liegenden Code den Vorteil, dass indische Entwickler die Software für eigene Bedürfnisse anpassen könnten, hieß es.

Anders als in China, wo die Regierung den einheimischen Entwicklern das freie Betriebssystem Linux als Basis für die Entwicklung neuer Anwendungen aufzwingen kann, führt der wirtschaftliche Erfolg von Microsoft-Software im demokratischen Indien aber wohl nur über die Preisschiene. "Indien benötigt Millionen von Betriebssystem-Lizenzen. Bei einem Durchschnittspreis von 5000 Rupien für eine proprietäre Software, was rund 104 US-Dollar entspricht, steigen die Kosten schnell ins Unermessliche", erklärt Professor Swami Manohar vom Indian Institut of Science. Kostengünstige Open-Source-Alternativen seien für Indien daher mehr als nur eine philosophische Frage, wie sie häufig in der westlichen Welt im Zusammenhang mit der Verwendung von Linux als MS-Ersatz gestellt werde. Dass der Besuch Bill Gates' als Wohltäter in Indien Auswirkungen auf die Geschäfte des Redmonder Software-Konzern haben könne, wurde von Microsoft-Offiziellen in Indien unterdessen unisono verneint. (pmz)