Bill Gates im Haus der Gegenwart

Microsofts Chief Software Architect hat heute in München ein Haus besucht, in dem moderne Techniken der Gegenwart unter einem Dach versammelt sind.

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Von
  • Monika Ermert

Microsofts Chief Software Architect Bill Gates hat heute in München das Projekt "Haus der Gegenwart" besucht. Als einer von 86 Partnern hat Microsoft das vom Architekturbüro Allmann Sattler und Wappner für eine Ausschreibung des SZ-Magazins geplante Haus mit verwirklicht. Microsoft hatte die Projektleitung für das E-Home-Konzept des Gegenwartshauses, Softwarekernstück ist das Windows XP Media Center, Windows CE und die Windows-.net-Plattform. Das E-Home-Interface wurde maßgeblich von der Erlanger Firma 3Soft gestaltet. Im E-Home sollen damit PC, Medienwelt und Haussteuerung integriert werden. Im Gegensatz zu einem "Haus der Zukunft" setzt das Münchner Projekt technologisch nicht auf Prototypen aus den Entwicklungslabors, sondern auf Geräte und Programme, die bereits heute auf dem Markt erhältlich sind. Für die Öffentlichkeit zugänglich ist das Haus der Gegenwart zur Bundesgartenschau Ende April 2005.

"Jedes Jahr werden mehr Häuser den Anschluss an den digitalen Lifestyle finden", prophezeite Gates. "Die Chiptechnologie ist so preiswert geworden und die Software so leistungsfähig, dass heute normale Leute solch ein Haus bauen können", sagte Gates. Er ermutigte die Wirtschaft, sich des Themas anzunehmen. "Das ist eine große Chance für alle Unternehmen, die an dieser Sache beteiligt sind." Gleichzeitig räumte Gates ein, dass die Vernetzung eines Hauses derzeit keine banale Angelegenheit sei. "Wir müssen noch hart daran arbeiten, um die Software-Schnittstellen zu vereinheitlichen und eine gemeinsame Plattform zu schaffen."

Das zweigeschossige Haus, für das die Stadt München den Bauplatz im Neubaugebiet München-Riem zur Verfügung gestellt hat, kann der digitale Mensch dann schon vom Auto aus bedienen. BMW hat eigens für das neue Haus ein Prototpyp-Auto hingestellt. Den Hausschlüssel ersetzt der RFID-Chip, über den an den Controlpanels im Haus übrigens auch nachgesehen werden kann, wer von den Mitbewohnern schon da ist. Von den Panels im Haus aus lässt sich zentral von der Küche aus die gesamte per Ethernet und Funktechnik vernetzte Haustechnik verwalten. Vom versenkbaren Panel in der Küche kann man also den Rasensprenkler anstellen oder dem Langschläfer im Schlafzimmer die Raumtemperatur herunterfahren. Hausgeräte wie Waschmaschine, Herd oder Heizung können auch vom Büro aus bedient werden.

Die Firma Tobisoft hat das ganze noch ergänzt um eine Bedienung per Handheld oder Mobiltelefon. Ein Tastendruck auf dem Handy und die Jalousien im Haus gehen zu. Nicht bei allen Anwendungen erschließt sich der praktische Nutzen sofort. Streit darum, wessen Nutzungsprofil jetzt gerade im Wohnzimmer laufen soll, könnte bei der Kleinfamilie oder modernen WG schon aufkommen. Auch ob man als generelles "Hauszustand" gerade eher "Party" oder "Sturm" für angebracht hält. Gut für Nachtarbeiter: Die Natur des Lichts lässt sich je nach Nutzerwünschen auf kalt oder warm stellen. Das kalte Licht, so ein Vertreter vom Experten für Beleuchtungssteuerung Tridonic Atco, unterdrückt die Produktion von Melatonin und damit werde man munter.

Die Automatisierung der Haustechnik ist gar nicht neu, sagte Hans Beckhoff vom E-Home-Partner Beckhoff. Schon lange werden zentrale Steuerungssysteme -- mit Windows CE und TwinCat als Control Software -- im Maschinenbau eingesetzt. Inzwischen hat man die Steuerungstechnik auf das Einfamilienhaus heruntergebrochen. Schon ab 10.000 Euro lässt sich die Haustechnik übers Ethernet vernetzen. "Das Haus ist für uns eine einfache Maschine." Je nach Anspruch an Zahl und Qualität der Controlpanels habe man aber auch schon Einfamilienhäuser für 500.000 Euro mit dem E-Management ausgestattet. Schließlich kommt die Software hinzu. Die ist bei den 250.000 Euro Baukosten für das Haus der Gegenwart wie so manches schicke Detail aber noch nicht eingerechnet. (Monika Ermert) / (anw)