Billig-Clone

USB-Speichersticks erfreuen sich offensichtlich so großer Beliebtheit, dass inzwischen auch erste Fälschungen von Markenprodukten auf dem Markt sind.

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Von
  • Georg Schnurer

Ein USB-Stick ist schon etwas Praktisches, dachte sich Oliver K. aus Karlsruhe*, schließlich erleichtert das kleine Gerät den Datentransport erheblich. Je nach Ausführung speichert solch ein Stick zwischen 32 KByte und 1 GByte. Oliver K. entschied sich für ein Markengerät der Firma PenDrive mit einer Kapazität von 128 MByte. Es sollte bei seinem Händler vor Ort komplett mit Zubehör 84,50 Euro kosten.

Beim Testen des Geräts entdeckte Oliver K. dann, dass der Schreibschutz-Schalter nicht funktionierte - eindeutig ein Grund zur Reklamation. Der Händler war sofort bereit, den USB-Speicher umzutauschen. Dabei fiel ihm auf, dass die Leuchtdiode des reklamierten Sticks im Betrieb blinkte, während sie beim Ersatzmodell dauerhaft leuchtete. Eine genauere Untersuchung brachte noch weitere Ungereimtheiten zu Tage: So lag bei dem PenDrive von Oliver K. eine 3,5"-Treiber-CD bei, obwohl sonst 5,25"-CDs ins Paket gehören. Auch der Trageklipp wirkte hier irgendwie ‘billig’.

Eine Nachfrage des Händlers beim Hersteller brachte Licht ins Geschehen: Bei den nicht korrekt arbeitenden Modellen handelt es sich um sehr gut gemachte Fälschungen. Besonders die Verkaufsverpackung und das Gehäuse des Nachbaus zeigen quasi keinerlei Unterscheidungsmerkmale. Endgültige Sicherheit, so der PenDrive-Support, erhalte man erst durch Öffnen des Gehäuses: Die Originale arbeiten mit einen Controller-Baustein von Phison, wogegen die Fälschungen einen ASK-Chip verwenden.

Beim Vergleich von Original und Fälschung im c't-Labor entdeckten wir noch weitere Unterscheidungsmerkmale, anhand der man Original und Fälschung auch ohne Öffnen des Gehäuses eindeutig erkennen kann. So meldet sich das Original unter Windows korrekt als ‘PenDrive’, wogegen sich das Falsifikat schlicht als ‘Flash Drive’ zu erkennen gibt. Liest man die USB-Hersteller-ID aus, was besonders komfortabel unter Linux funktioniert, so verwenden die echten PenDrives die Kennung ‘0D7D’ (3454) des Herstellers ‘American Computer & Digital Components’. Die Nachbauten identifizieren sich als Produkt der Firma ‘Ours Technology Inc.’ mit der USB-Vendor-ID 0EA0 (3744).

Technisch gesehen unterscheiden sich Original und Fälschung - mal abgesehen vom nicht funktionierenden Schreibschutz - kaum. Beide arbeiten mit zwei Flash-Bausteinen von Samsung (K9F1208UOM) mit einer Zugriffszeit von 60 ns. Das Original nutzt allerdings die teureren Bausteine in Industriequalität (-YIBO) mit einem erweiterten Temperaturbereich (-40 bis +85 °C), wogegen beim Nachbau billigere Consumer-Chips (-YCBO, 0 bis 70 °C) zum Einsatz kommen. Im praktischen Betrieb dürfte das aber nur in arktischen Gefilden erkennbare Auswirkungen haben.

Wer wie Oliver K. ein gefälschtes PenDrive gekauft hat, sollte das Gerät unverzüglich beim Händler reklamieren und den Austausch gegen ein Original verlangen. Normalerweise sollte es kein Problem sein, Ersatz zu bekommen, zumal die Falsifikate anhand der Windows-Meldung leicht auch ohne Öffnen des USB-Sticks zu erkennen sind.

Händler müssen sich dagegen an ihrem Vorlieferanten schadlos halten. So die Ware auf der Rechnung eindeutig deklariert ist, sollte das auch ohne weiteres klappen. Im Einkauf sind die Fälschungen übrigens zehn bis 15 Prozent billiger als das Original - kein großer Unterschied, aber eine Spanne, bei der angesichts der trostlosen Situation im Handel so mancher Einkäufer schwach werden könnte. (gs)

* Name von der Redaktion geändert. (gs)