Bis zu 890 statt 30 Euro für ein Smart Meter: VZBV geht gegen Stromkonzerne vor

Seit Januar müssen Netzbetreiber auf Kundenwunsch ein Smart Meter einbauen. Die Preisobergrenze legen die Unternehmen allerdings höchst unterschiedlich aus.

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Mann arbeitet an Zähler

(Bild: Stadtwerke Jena)

Lesezeit: 3 Min.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) geht gegen Stromkonzerne vor, die hohe Preise für den Einbau eines Smart Meter verlangen. Man habe "mehrere Unterlassungsverfahren gegen Messstellenbetreiber eingeleitet, die sich mit der Angemessenheit der geforderten Entgelte aus den jeweils bereitgestellten Preisblättern befassen", sagte ein vzbv-Sprecher am Donnerstag gegenüber c't. Die Verfahren befänden sich in einem sehr frühen Stadium, konkrete Ergebnisse lägen daher noch nicht vor.

Hintergrund der Unterlassungsverfahren ist das sogenannte Recht auf Smart Meter: Seit 1. Januar können Verbraucher von ihrem örtlichen Stromnetzbetreiber den Einbau eines vernetzten Stromzählers verlangen. Laut § 35 Messstellenbetriebsgesetz dürfen die Betreiber dafür "ein zusätzliches angemessenes Entgelt erheben". Die Angemessenheit wird laut Gesetz "vermutet", wenn der Betrag 30 Euro nicht übersteigt.

Zahlreiche Netzbetreiber verlangen tatsächlich nur 30 Euro für den Einbau eines Smart Meter auf Kundenwunsch. Beispiele sind etwa Rheinnetz oder die Stadtwerke München. Andere Netzbetreiber langen aber deutlich stärker hin. So verlangt die Eon-Tochter Avacon bei einem Verbrauch von bis zu 3000 kWh/a 848,10 Euro. Bayernwerk, das ebenfalls zu Eon gehört, nennt in seinem Preisblatt die Summe von 888,98 Euro.

Holger Schneidewindt, Jurist und Energieexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, kritisierte die Preise von Bayernwerk auf LinkedIn: "Hey Bayernwerk, E.ON Deutschland, wollt Ihr Prosumer bestrafen, die z. B. dynamische Tarife wollen und so dabei helfen, die Einspeisespitzen zu 'lindern'? Wie begründet Ihr diese krasse Abweichung von den 30€? Da läuft etwas schief ..."

Einige andere Netzbetreiber verlangen rund 100 Euro für den Smart-Meter-Einbau auf Kundenwunsch und begründen das damit, dass die Bundesregierung mittlerweile erkannt habe, dass 30 Euro nicht angemessen seien. Tatsächlich plant die Bundesregierung, die Kosten für den freiwilligen Einbau von 30 Euro auf 100 Euro zu erhöhen, was bei Verbraucherschützern und bei Anbietern dynamischer Stromtarife auf Kritik stößt. Der entsprechende Gesetzentwurf soll am Freitag im Bundestag behandelt werden.

In einer Mail eines Netzbetreibers, die c't vorliegt, heißt es dazu: "Da die Vermutung bereits durch den Digitalisierungsbericht sowie den Gesetzesentwurf widerlegt ist und sich durch Kalkulationen in der Branche gezeigt hat, dass die tatsächlichen Mehrkosten höher liegen, haben nicht nur wir als Ihr Messstellenbetreiber, sondern auch viele andere Messstellenbetreiber in Deutschland das Einmalentgelt auf die 100 € bzw. einen höheren Betrag angesetzt."

Die Bundesnetzagentur als zuständige Aufsichtsbehörde schreibt zu dem Thema, dass Messstellenbetreiber "bei tatsächlich höheren Kosten" auch ein höheres Entgelt als 30 Euro verlangen könnten, sie müssten das allerdings gesondert begründen. Laut Web Archive hatte die Behörde diesen Passus vor Kurzem noch anders formuliert: Die Betreiber dürften ein Entgelt "in Höhe von nicht mehr als einmalig 30 Euro verlangen", hieß es am 18. Januar noch an gleicher Stelle.

(cwo)