Bitcoin-Konferenz in Deutschland: Evangelisten und Euphoriebremsen
Welche Rolle die virtuelle Währung Bitcoin spielen wird, diskutierte die Community bei der Bitcoin-Konferenz in Köln mit großem Eifer. Die Positionen reichten von "neue Grundlage der digitalen Wirtschaft" bis hin zur Warnung vor Konstruktionsfehlern.
Ist die virtuelle Währung Bitcoin nur etwas für Drogenhändler, Glücksspieler und Nerds? Fragen wie diese diskutieren Vertreter der Bitcoin-Community am Dienstag in Köln auf der bundesweiten Bitcoin-Konferenz, zu der sich insgesamt 130 Teilnehmer angemeldet haben.
"Wo ist die Innovation?" fragt sich der freie Berater Christian Kammler in seinem Vortrag zu Entwicklung und Status Quo der virtuellen Währung. Seine Antwort: "Mit Bitcoin kann man Geld von A nach B schicken, ohne dass eine Bank dazwischen ist, und das ist die Innovation." Mittlerweile hätten sich zwar auch schon Anbieter wie eBay und PayPal positiv zu dem in einem P2P-Netzwerk generierten und verwalteten Bezahlsystem geäußert – aber es sei sicher noch ein weiter Weg, bis die digitalen Bitcoins weithin akzeptiert werden. Im Vergleich zu PayPal beispielsweise sei Bitcoin noch ein "Sturm im Wasserglas“.
Ob sich Bitcoin nun wirklich zum "größten Change-Management der Geschichte“ entwickeln wird, wie Kammler es nannte, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall sei die Community "der brillianteste Workflow, den die Welt jemals gesehen hat" – zumindest laut Jörg Platzer, Gründungsmitglied des vor einigen Wochen gegründeten Bundesverband Bitcoin. In seinem Vortag „Bringing Bitcoin on the road“ berichtet der Gastronom und Crypto-Consultant von den Aktivitäten des Bitcoin-Kiezes in Berlin Kreuzberg. 2011 machte dort Platzers Burger-Bar Room 77 den Anfang mit der Akzeptanz von Bitcoin-Zahlungen. Mittlerweile sind es laut seinen Angaben insgesamt 24 Unternehmen im Berliner Stadtgebiet, Tendenz steigend. So will man herauskommen aus der Glücksspiel-, Drogen- und Geldwäsche-Ecke und in der Realwirtschaft andocken.
Der Bundesverband will die Interessen der sich überall entwickelnden Communities vertreten und dabei intern "hyperdemokratisch“ handeln, machte Platzer deutlich. Für ihn gibt es keinen Zweifel mehr, dass Bitcoin eine Grundlage für die digitale Wirtschaft wird.
Dass es aber noch einige Schwachpunkte gibt, erläuterte Achim Himmelreich, Vizepräsident des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW), quasi als "Euphorie-Bremser in dieser Aufbruchsstimmung". Gängige Gegenargumente wie illegale Aktivitäten mit Bitcoin findet er nicht so gravierend, da dies auch mit anderen Zahlungsmitteln passiere. Vorteile wie die schnellen, globalen Überweisungen über das P2P-Netzwerk sowie die Senkung der Transaktionskosten im Vergleich etwa zu Kreditkarten würden das mehr als aufwiegen.
Da Bitcoins ausschließlich durch das sogenannte Mining erzeugt werden können, sieht Himmelreich keine Möglichkeit, die Währung absichtlich zu inflationieren. Aber die Obergrenze von 21 Millionen Bitcoins sei gleichzeitig volkswirtschaftlich gesehen ein Konstruktionsfehler, betonte Himmelreich, denn sie führen zur Deflation: "Inhärent bedeutet Bitcoin Deflation" so Himmelreich. Trotzdem habe Bitcoin das Internet-Payment schon etwas verändert.
Eine lebhafte und kontroverse Diskussion am Ende des Vormittags zeigte, dass es noch einiges zu klären gibt: Dazu gehört die Rolle der Banken, Konzepte für Parallelwährungen und überhaupt die Frage, wie Geld eigentlich entsteht. Im zweiten Teil der Konferenz geht es dann um Fragen wie mögliche Geschäftsmodelle für Startups sowie um Anonymität der Zahlungen. (axk)