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Bitte lÀcheln! Das erste Smiley wird versteigert. Update

Jobst-H. Kehrhahn
Smiley wird 30

Doppelpunkt links, Klammer rechts, mittig noch ein Strich :-) und fertig ist das Grinsegesicht.

(Bild: dpa, Franziska Kraufmann)

1982 schlug der Computerwissenschaftler Scott Fahlman die Zeichenfolge :-) als "Joke Marker" vor. Jetzt kommt das Smiley als NFT unter den Hammer.

Das erste digitale Smiley kommt in den USA unter den Hammer. Bis zum 23. September werde es online versteigert, teilte das Auktionshaus Heritage Auctions im texanischen Dallas mit. Das Anfangsgebot fĂŒr das NFT, das die Original-Mitteilung auf einem Online-UniversitĂ€ts-Mitteilungsbord enthĂ€lt, liegt laut Heritage Auctions bei 1000 Dollar (etwa 850 Euro).

Die Zeichenkombination :-) hatte der Computerwissenschaftler Scott Fahlman von der UniversitĂ€t Pittsburgh am 19. September 1982 erstmals fĂŒr die Benutzung in diesem Kontext vorgeschlagen – er gilt nun vielen als Urvater des Smileys. Allerdings befĂŒrchtete schon Fahlman selbst den inflationĂ€ren Gebrauch und empfahl deshalb in derselben Nachricht ein weiteres, mittlerweile fast ebenso populĂ€res Emoticon: "In Anbetracht der aktuellen Trends ist es wahrscheinlich effizienter, Dinge zu markieren, die keine Witze sind. Verwenden Sie dafĂŒr :-(", postete er in dem damaligen UniversitĂ€ts-Chat.

Die Aufzeichnung und der genaue Text von Fahlmans Originalnachricht waren laut Heritage Auctions fast zwanzig Jahre lang verloren. Erst nach einer "archÀologischen Ausgrabung" der SicherungsbÀnder wurde sie inklusive der Originaldiskussion, zu der sie gehörte, am 10. September 2002 wiedergefunden. Der Original-Screenshot der Nachricht vom 19. September 1982 findet sich hier [1].

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Mittlerweile wird in vielen Chat- und Mailprogrammen die ursprĂŒnglich als reine Zeichenfolge gedachte StimmungsĂ€ußerung in ein Thumbnail aka Emoji automatisch in ein Bild umgewandelt. Das ist laut Professor Fahlman kein Vorteil. In einem Essay zu diesem digitalen Artefakt schreibt er laut Heritage Auctions [3]: "Das :-)-Emoticon ist die destillierte, abstrakte Essenz eines LĂ€chelns. Es hat kein Geschlecht, keine Rasse, kein Alter, keine Religion, keine Politik... Es ist einfach nur ein LĂ€cheln. Dies ist ein großer Vorteil gegenĂŒber den Emoji-Versionen. Mit :-) mĂŒssen wir nicht darĂŒber streiten, wie viele verschiedene Versionen wir fĂŒr verschiedene Gruppen erstellen mĂŒssen. Es sieht aus wie wir alle."

Und tatsĂ€chlich: Zu den 117 neuen Emojis, die 2020 veröffentlicht wurden [4], gehören vor allem genderneutrale Bilder. So gibt es kĂŒnftig MĂ€nner, die Babys auf dem Arm halten, aber auch einen Mann im Brautkleid und eine Frau im Anzug mit Fliege. Dabei umfasst der aktuelle Emoji-Katalog fast 3.000 Symbole aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen – von Emotionen ĂŒber Essen, NaturphĂ€nomene und Flaggen bis hin zu Menschen in verschiedenen Lebenssituationen. Milliarden Messenger-Nutzer verwenden mittlerweile Emojis; sie sind die neue Weltsprache und eine ernste und politische Angelegenheit [5].

Hinter diesen Emojis steht ein Unicode-Konsortium, das als eine gemeinnĂŒtzig arbeitende Gruppe von Hard- und Softwarefirmen, Standards fĂŒr IT-Systeme beschließt. Mittlerweile ist Unicode aber auch dafĂŒr bekannt, dass es der Gatekeeper fĂŒr Emojis ist: Das Konsortium standardisiert und genehmigt sie oder lehnt neue ab.

An der Spitze des Emoji-Subkommitees steht Jennifer Daniel [6]. Bekannt wurde sie zunĂ€chst durch die EinfĂŒhrung von "Mx. Claus", einer gendergerechten Alternative zum Weihnachtsmann und seiner vor allem in den US bekannten Ehefrau Mrs. Claus. Sie hat aber auch eine geschlechtsneutrale Person eingefĂŒhrt, die ein nicht geschlechtsspezifisches Baby stillt – und ein mĂ€nnliches Gesicht, das einen Brautschleier trĂ€gt.

[Update]: Jahreszahlen korrigiert

(keh [7])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-6189717

Links in diesem Artikel:
[1] https://dyn1.heritagestatic.com/lf?set=path%5B2%2F4%2F6%2F9%2F7%2F24697215%5D&call=url%5Bfile%3Aproduct.chain%5D
[2] https://www.heise.de/Datenschutzerklaerung-der-Heise-Medien-GmbH-Co-KG-4860.html
[3] https://fineart.ha.com/itm/professor-scott-e-fahlman-b-1948-the-first-emoticons-the-smiley-and-frowny-non-fungible-token-mp4-3000/a/11182-33001.s
[4] https://www.heise.de/news/117-neue-Emojis-genderneutrale-Symbole-Organe-und-mehr-Tiere-4649698.html
[5] https://www.heise.de/hintergrund/Lach-Smileys-bei-ernsten-Themen-Wie-Emojis-im-Netz-emotionalisieren-6134493.html
[6] https://www.heise.de/hintergrund/Diese-Frau-wird-entscheiden-welche-Emojis-wir-kuenftig-nutzen-6068805.html
[7] mailto:keh@heise.de