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Blindenstock mit Ultraschall-Sonar

Fledermäuse dienten einer Gruppe britischer Wissenschaftler als Vorbild für den UltraCane. Der Blindenstock sucht mittels Ultraschall nach Hindernissen und meldet diese durch Vibrationen dem Benutzer.

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Fledermäuse dienten einer Gruppe britischer Wissenschaftler als Vorbild für den UltraCane. Der Blindenstock sucht mittels Ultraschall nach Hindernissen und meldet diese durch Vibrationen dem Benutzer. Der erstaunlich leichte weiße Teleskopstab kann am Stand von Sound Foresight (Halle 9, Gemeinschaftsstand UK@CeBIT D22) ausprobiert werden.

"Eine Consultingfirma hat uns gesagt, dass wir mindestens fünf Jahre Entwicklungszeit und eine Million Pfund (umgerechnet etwa 1,43 Millionen Euro, Anm.) brauchen würden. Das erschien uns völlig überzogen", erzählte Mit-Entwickler Dean Waters heise online, "Wir haben aber tatsächlich rund sechs Jahre gebraucht und mehr als eine Million Pfund investiert. Das Schwierigste war, die passende Empfindlichkeit und die richtigen horizontalen und vertikalen Winkel der Ultraschall-Sensoren zu ermitteln." Waters ist Biologe und auf die Ultraschall-Navigation von Fledermäusen spezialisiert.

Der Stock wird wie ein herkömmlicher Blindenstock vor dem Körper geführt. In den Griff sind zwei Ultraschall-Lautsprecher eingelassen, von denen einer schräg nach unten, der andere schräg nach oben abstrahlt. Sie senden Pulse mit rund 110 Dezibel auf einer Frequenz aus, die laut Waters weit oberhalb des Hörbereiches von Haustieren liegt. Nur Fledermäuse und Delphine könnten den "Lärm" hören, würden sich dadurch aber nicht verwirren lassen. Zwischen den Pulsen arbeiten die Lautsprecher als Mikrofone. Jedem der Lautsprecher/Mikrofone ist ein Knopf im Griff zugeordnet, der vibriert, wenn ein reflektierter Ultraschallimpuls empfangen wird. Ist die Signallaufzeit kurz, also das Hindernis nahe, ist die Vibration stärker. Die Reichweite beträgt vom Ende des Stocks gemessen rund vier Meter und kann per Schalter auf zwei Meter verkürzt werden. Dies ist zum Beispiel in Menschenansammlungen praktisch.

Waters verhehlt nicht, dass die grundlegende Idee des Produkts keineswegs neu ist. Bereits aus den 1950er Jahren gebe es Literatur dazu. Die bisherigen Entwicklungen hätten dem Benutzer Hindernisse allerdings über Kopfhörer und akustische Signale vermittelt, was für Blinde gefährlich sei, da dadurch andere Geräusche überhört werden könnten. Neu sei die Rückmeldung durch Vibration. Um den Stromverbrauch zu reduzieren, arbeiten die Vibratormotoren nach dem Abschalten als Generatoren und gewinnen etwas Energie zurück. So kommt der Stock mit zwei AA-Batterien bei zwei Stunden täglicher Nutzung rund zwei Wochen aus. Der adressierbare Markt wird von Sound Foresight auf zwei Millionen Kunden geschätzt. Dies sind mobile Blinde und Sehschwache in den wohlhabenden Teilen der Welt. Aufgrund der geringen Stückzahlen fällt der Preis von 570 Euro ins Gewicht. Ein geplantes Nachfolgemodell soll mit vier Lautsprechern und ebenso vielen Vibratoren auch seitliche Hindernisse melden. "Wir haben noch viele Ideen", sagte Waters, "Vielleicht gibt es auch einmal ein Modell mit GPS-Navigation." (Daniel AJ Sokolov)/ (cp)