Bluetooth-Zukunft: Google mischt jetzt als Promoter mit

Google sitzt nun am Tisch der erlesenen Gruppe der Bluetooth-Promoter und hat mehr Einfluss auf den Nahfunk. Doch manche Spezifikationen entstehen woanders.

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Google spielt jetzt nicht nur in Arbeitsgruppen mit, die Bluetooth-Spezifikationen entwickeln, sondern steuert diese mit als Mitglied des Bluetooth-Verwaltungsrats.

(Bild: Google)

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Normalerweise sind Gremienbesetzungen kaum der Rede wert. Und auch der Verwaltungsrat der Bluetooth Special Interest Group (Bluetooth-SIG) verlor über die Ergänzung seines leitenden Gremiums gerade mal drei Sätze: Der Suchmaschinenriese und Android-Hersteller Google ist nun auch ein Promoter-Mitglied der Bluetooth-SIG. Das meldete Robert Hughes, der Vorsitzende des Verwaltungsrats der Bluetooth-SIG, Mitte November. Der Sitz im Verwaltungsrat ist zugleich die höchste Mitgliedschaftsstufe der Bluetooth-SIG.

Der Vorstand wolle damit die bedeutende Rolle anerkennen, die Google innerhalb des Bluetooth-Ökosystems spielt, erklärte Hughes. Google sei "bekannt für sein Engagement für offene Technologiestandards" und geschätzt "für langjährige Erfolgsbilanz bei der Förderung von Innovationen". Dabei kann man die Rolle der Promoter-Mitglieder für die mittel- und langfristige Entwicklung des Kurzstreckenfunks kaum überschätzen: Die Promoter steuern die Entwicklung der Spezifikation, sind für die Einrichtung von Arbeitsgruppen und Ausschüssen verantwortlich und segnen eingereichte Spezifikationsvorschläge ab. Sie genehmigen Zukunftspläne und Leitdokumente und haben überhaupt die strategische Aufsicht inne, bestimmen also den Rahmen, in dem sich die Kurzstreckenfunktechnik entwickelt.

Zuvor sind schon Intel, Apple und Microsoft zum Verwaltungsrat hinzugestoßen, nachdem sie wie Google anfangs nur Bluetooth-Produkte entwickelt und an Spezifikationen mitgewirkt haben. Google setzt Bluetooth in vielen Geräten ein. Dazu gehören Chromebook-Laptops, Android-Smartphones, kabellose Kopfhörer, Game-Controller und Home-Produkte.

Unter dem Dach der Bluetooth-SIG sind bereits tausende kleine und viele große Spezifikationen entstanden, hauptsächlich rund um drahtlose Anbindung von Eingabe- und Audio-Geräten, aber auch weit darüber hinaus, etwa im medizinischen Bereich oder in der IoT-Steuerung etwa bei der Gebäudebeleuchtung.

So ganz optimal scheinen die Dinge in der Bluetooth-SIG jedoch nicht zu laufen, denn eine wesentliche Bluetooth-Spezifikation läuft komplett außerhalb der Bluetooth-SIG ab: Es handelt sich um Techniken gegen den Missbrauch von Trackern. Die Spezifikation haben bezeichnenderweise je zwei Entwickler von Apple und Google unter dem Dach der Internet Engineering Task Force (IETF) verfasst (Detecting Unwanted Location Trackers). Sie befindet sich noch im Entwurfsstadium und wurde erst Anfang November aktualisiert.

Bluetooth-Tracker haben abseits ihrer zugedachten Bestimmung einige unrühmliche Bekanntheit erlangt. Eigentlich sind sie nur zum Auffinden von verbummelten Gegenständen gedacht. Doch besonders die AirTags-Tracker von Apple missbrauchen Stalker zur Personenverfolgung. Nun will auch Google eigene Bluetooth-Tracker auf den Markt bringen und wartet nur noch darauf, dass Apple die in der IETF beschriebenen Schutzfunktionen in iPhones integriert.

Die Spezifikation hat das Zeug, Stalking vorzubeugen, zumal, wenn sie von Funkregulierungsbehörden zur Pflicht gemacht wird. Man fragt sich aber, weshalb sie nicht gleich unter dem Dach der Bluetooth-SIG konzipiert worden ist.

(dz)