Bluetooth - ein großer Schritt in die mobile Zukunft

Die Kurzstrecken-Funktechnik Bluetooth entwickelt sich zu einem der (gar nicht so heimlichen) Stars der CeBIT.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Renate Grimming
  • dpa

Mobilität steht auf der CeBIT in Hannover hoch im Kurs. Ob Handy, PDA oder Laptop – zu jeder Zeit und an jedem Ort sollen die kleinen, handlichen Geräte Kontakt mit dem weltweiten Datennetz aufnehmen und vor allem miteinander kommunizieren und Daten austauschen können. Unbestrittener Star unter den kabellosen Datenwegen ist auf der weltgrößten Computermesse die Kurzstrecken-Funktechnik Bluetooth.

Viele Fallstricke im Umgang mit technischen Geräten werden nach Meinung der großen Elektronikkonzerne mit Bluetooth der Vergangenheit angehören. "Der Konsument erwartet schließlich, dass er seinen Drucker an den PC anschließen kann, ohne großartig Strippen ziehen zu müssen", sagt Olaf Pempel von Sony. Im Vergleich zu anderen kabellosen Übertragungsstandards werde Bluetooth eine enorme Verbesserung darstellen. Der japanische Elektronikkonzern hat einige Lösungen in Vorbereitung. "Das ist jedoch alles noch nicht marktreif", sagt Pempel. Voraussichtlich werde das Unternehmen aber den ersten Prototypen eines Bluetooth-Laptops in Hannover zeigen. Auch Siemens wird einen Adapter präsentieren, der handelsübliche PCs und Laptops Bluetooth-fähig machen soll.

Mittels Infrarot-Übertragung – ein entsprechender Standard wurde 1994 von der Infrared Data Association (IrDA) ins Leben gerufen – kommunizieren heute bereits Mäuse mit dem Rechner und der Laptop mit dem Handy. Der Datentransfer ist allerdings sensibel und störanfällig. Infrarot-Übertragung werde längst nicht mehr den wachsenden Bedürfnissen der Anwender gerecht, meint Pempel. "Der Standard gewährleistet ja heute nicht einmal den problemlosen Datenabgleich zwischen zwei PDAs mit gleichem Betriebssystem", klagt Pempel über eigene Erfahrungen. Bluetooth werde dagegen eine deutliche Verbesserung in die drahtlose Kommunikation bringen.

Der Name Bluetooth geht auf den Wikingerkönig Harald mit dem Spitznamen Blauzahn zurück, der im zehnten Jahrhundert Dänemark und Norwegen vereinte. Ähnlich soll auch der Übertragungsstandard, den das schwedische Mobilfunkunternehmen Ericsson 1998 in Kooperation mit den Partnern Nokia, Toshiba, Intel und IBM ins Leben gerufen hatte, für Einheit unter den elektronischen Geräten sorgen. Unterdessen unterstützen über 1.600 Unternehmen aus der Computer- und Telekommunikations-Branche den Standard. Mit Bluetooth können nicht nur zwei, sondern mehrere Geräte gleichzeitig untereinander kommunizieren, selbst wenn sie sich nicht im selben Raum befinden. Das System überwindet derzeit Strecken bis zu zehn Metern und dringt selbst durch dicke Mauern.

Vor allem die boomende Handy-Branche soll von dem neuen Standard profitieren, die sich mit der paketorientierten Funkübertragung GPRS neue Märkte erschließen will. Motorola zeigt auf der Messe ein erstes Mobiltelefon mit optionaler Bluetooth- Technologie für den europäischen Markt: das Motorola Timeport 288. Auch der niederländische Konzern Philips stellt neben einem Headset einen Akku in Hannover vor, der das GPRS-Handy Xenium 9660 Bluetooth-tauglich macht. "Die Technologie ist einfach überzeugend", sagt Klaus Petri von Philips. Den Durchbruch erwartet der Elektronikkonzern aus Eindhoven noch in diesem Jahr. Für das Jahr 2005 werden bereits 650 Millionen Bluetooth-Produkte auf dem Markt erwartet. Bis dahin setzt Philips bewusst auf optionale Lösungen. "Wir wollen dem Kunden die Wahl lassen", erklärt Petri. Jede neue Technologie habe ihren Preis. Bis Bluetooth den Massenmarkt erobert hat, wird es zunächst ein kleiner Luxus sein.

Siehe dazu auch den Artikel König Blauzahn kommt: Der Bluetooth-Zug trifft ein - mit Verspätung in Ausgabe 6/2001 von c't. (Renate Grimming, dpa) / (jk)