Boeing Starliner: Testflug zur ISS auf unbestimmte Zeit verschoben

Ventilprobleme verhinderten unbemannten Testflug zur Raumstation. Die Boeing-Kapsel muss zunächst zurück in die Fabrik. Nächster Startversuch ist ungewiss.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 47 Kommentare lesen
Boeing CST-100 Starliner wird auf die Rakete gehievt

Der CST-100 Starliner wird auf die Rakete gehievt.

(Bild: United Launch Alliance)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

Nachdem der zweite unbemannten Testflug von Boeings Starliner-Kapsel zur Internationalen Raumstation ISS kurz vor dem geplanten Starttermin letzte Woche abgebrochen wurde, droht nun eine monatelange Verschiebung. Ventile hatten sich nicht wie geplant geöffnet. Die Kapsel muss zunächst in einer Boeing-Fabrik untersucht werden. Ob sie noch dieses Jahr abheben kann, ist ungewiss.

Die US-Weltraumbehörde NASA und Boeing haben rund anderthalb Wochen nach dem kurzfristig abgesagten Start entschieden, den "Orbital Flight Test-2" (OFT-2) zur ISS auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Vor dem nächsten Versuch muss das Starliner-Antriebssystem der Kapsel von Hersteller Boeing überarbeitet werden. Außerdem sollen genauere Analysen durchgeführt werden. Dafür muss die Kapsel von der Atlas-V-Trägerrakete abmontiert und zurück in Boeings Fabrik gebracht werden.

Zunächst hatten Boeings Ingenieure versucht, die geschlossenen Ventile der Starliner-Kapsel noch im montierten Zustand manuell zu öffnen, was bei neun von dreizehn Ventilen gelang. Die restlichen vier Ventile sollen nun in Boeings Fabrik in Florida auf ihr Fehlverhalten überprüft werden. Die insgesamt 24 Oxidationsventile kontrollieren den Fluss von Distickstofftetroxid als Teil des Antriebssystems der Kapsel, das in Notfällen und zum Manövrieren im Orbit benötigt wird.

Eigentlich sollte die Starliner-Kapsel mit einer Atlas-V-Rakete am 3. August vom Cape Canaveral Space Center im US-Bundesstaat Florida abheben und zur ISS gebracht werden. Zuvor war der Start von Starliner bereits einmal verschoben worden, nachdem es in der vergangenen Woche beim Andocken des russischen Forschungsmoduls Nauka an die ISS zu einer Fehlfunktion gekommen und die Station gedreht worden war.

Es hätte der zweite unbemannte Testflug für Boeings Starliner-Programm sein sollen. Beim ersten Flug hatte die Atlas-Rakete die Kapsel zwar in den Orbit gebracht, nach der Abkopplung versagte aber der Antrieb, mit dem die Kapsel zur ISS manövrieren sollte. Ursache dafür war allerdings das falsche Timing der Antriebszündung und nicht die Ventile. Die Kapsel konnte die ISS nicht mehr erreichen, kehrte dann aber wie geplant zur Erde zurück.

Die Verschiebung des zweiten Testfluges könnte bis nächstes Jahr dauern. Selbst wenn Boeing die Probleme mit der Starliner-Kapsel kurzfristig beheben kann, kann der nächste Startversuch laut Space News frühestens im November stattfinden. Mitte Oktober ist der Start der Lucy-Mission zur Untersuchung von Asteroiden vorgesehen – ebenfalls mit einer Atlas-V-Rakete.

Danach ist auch noch eine SpaceX-Mission Ende Oktober in Cape Canaveral geplant, bevor der nächste Start vorbereitet werden kann. Die NASA und Boeing wollten sich nicht auf einen Termin für den nächsten Boeing-Flug festlegen. Ein Start im nächsten Jahr wird aber nicht mehr ausgeschlossen. Das wären mehr als zwei Jahre nach dem ersten Testflug von Boeings Starliner-Raumschiff.

Im Rahmen der Bekanntgabe der Verschiebung der Starliner-Mission erklärte John Vollmer, Leiter von Boeings Starliner-Programm, auf Anfrage: "Es ist wahrscheinlich noch zu früh, um zu sagen, ob es dieses Jahr ist oder nicht. Wenn wir dieses Jahr fliegen könnten, wäre es fantastisch."

(fds)