Börsenmanipulation per Internet: Verdächtiger festgenommen

Das FBI nahm einen Verdächtigen fest, der durch eine gefälschte Presseerklärung, die über den PR-Newsservice Internet Wire verbreitet wurde, den Börsenkurs von Emulex einbrechen ließ.

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Von
  • Jürgen Kuri

Eine gefälschte Presseerklärung, die über den PR-Newsservice Internet Wire verbreitet wurde, ließ vor einigen Tagen den Börsenkurs des Fibre-Channel-Spezialisten Emulex kurzfristig um bis zu 62 Prozent einbrechen – und die amerikanischen Behörden nahmen den Vorfall, der ein börsennotiertes Unternehmen im schlimmsten Fall in den Ruin treiben kann, so ernst, dass sich das FBI in die Ermittlungen einschaltete. Die US-Bundespolizei hat nun einen Verdächtigen festgenommen.

Wie schon von einigen Analysten befürchtet, diente der Hoax dem 23-Jährigen offensichtlich dazu, durch Kursmanipulationen schell hohe Börsengewinne zu erzielen. Das FBI verdächtig den Mann, durch die Kursauschläge der Emulex-Aktie mehr als 240.000 US-Dollar eingenommen zu haben. Der Verdächtige ist zudem ein ehemaliger Mitarbeiter von Internet Wire; er konnte daher aufgrund seiner Kenntmisse über die Arbeitsweise des Newsdiensts und die übliche Form solcher Pressemitteilungen von Firmen recht einfach den Hoax in die Welt setzen. "Das hätte die beste Gelegenheit neben einem Insider-Geschäft werden können", kommentiert das Wall Street Journal trocken.

Der Vorfall zeigt jedenfalls, wie anfällig im Zweifelsfall börsennotierte Unternehmen durch die Geschwindigkeit, mit der sich Nachrichten im Internet ausbreiten, sind – und durch oft fehlende Kontrolle über den Wahrheitsgehalt solcher News. So verwundert es nicht, dass einige geschädigte Emulex-Aktionäre, die aufgrund der Falschmeldung Aktien mit Verlust verkauft haben, Klage nicht nur gegen Internet Wire eingereicht haben, sondern etwa auch gegen den Nachrichtendienst Bloomberg, der die Meldung offensichtlich ohne Überprüfung übernommen hatte. Die Kläger wollen in diesen Fällen den Status einer Sammelklage erreichen. Sowohl Bloomberg als auch der renommierte Newsdienst von Dow Jones oder etwa CNBC-TV hatten die gefälschte Nachricht weitergegeben.

Allerdings beeilten sich die Behörden, die schnelle Aufklärung des Falls in den Vordergrund zu rücken: Da sich der Verdächtige für seine Manipulationsversuche allein auf das Internet verlassen habe, habe man seine Spur recht schnell aufnehmen können. Das FBI erklärte, man konnte schon bald, nachdem man sich des Falls angenommen habe, die IP-Nummer des Rechners herausfinden, über den das Original der gefälschten Nachricht verschickt wurde und sie bis zu der früheren Schule des 23-Jährigen zurückverfolgen. Da zudem einige Formulierungen in der Falschmeldung auf interne Kenntnisse der Arbeitsweise von Internet Wire hingewiesen hätten, konnte man dann sehr schnell eine Verhaftung vornehmen. Die amerikanische Börsen- und Finanzaufsicht Securites and Exchange Commission (SEC) und das FBI erklärten unisono, sie hofften, dass die schnelle Aufklärung dieses Falls andere Betrüger von solchen Vorgehensweisen abschrecken würde.

Der Verdächtige muss nun mit einem Strafprozess wegen Börsenbetrugs sowie mit einer Zivilklage der SEC rechnen. (jk)