Brainshare: Novell virtualisiert sich weiter

Zur Eröffnung von Novells Hausmesse kündigte das Unternehmen einige Produkte an, darunter das für den Mai zu erwartende SUSE Linux Enterprise 10 Service Pack 1.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 9 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Mit einem Reigen von Produktankündigungen hat Novell die Brainshare 2007 in Salt Lake City eröffnet. Im Mittelpunkt der Ankündigungen stand das für den Mai zu erwartende SUSE Linux Enterprise 10 Service Pack 1 mit neuen "paravirtualisierten" Treibern, die dem Betriebssystem signalisieren, dass es in einer virtuellen Umgebung läuft. Mit solchen Treibern können Windows-Server-2000/2003/XP-Systeme ohne weitere Modifikationen unter Aufsicht von Xen laufen. In der zur Keynote obligatorischen Demo-Schwemme zeigten ein Microsoft- und ein Novell-Mitarbeiter passend zum beherrschenden Brainshare-Thema Microsoft-Novell sogar die Vorteile der Virtualisierung eines Longhorn-Servers.

Außerdem kommt mit dem Service Pack Xen für den Enterprise Desktop und die zentral steuerbare Verschlüsselung von Verzeichnissen auf dem Desktop. Technisch soll das Service Pack die Unterstützung von Quad-Core Prozessoren von Intel und AMD bringen und den OpenOffice/Microsoft Office Document Translator mit einer erweiterten Unterstützung von Visual Basic enthalten. Für das Präsentationsmodul Impress von OpenOffice gibt es zudem die Möglichkeit, Videos direkt in einer Präsentation einzubetten.

Parallel mit der Freigabe des Enterprise Service Packs 1 wird Novell den öffentlichen Beta-Test des Open Enterprise Server 2 (OES 2) starten. Mit OES 2 können alle noch vorhandenen Netware-Server (ab Netware 6.5) virtualisiert werden, die bei vielen Novell-Kunden langsam aufs Altenteil geschickt werden. OES 2 ist damit der endgültige Abschied von der Netware-Welt, die auf der Brainshare ohnehin kaum noch präsent ist: 2 von über 300 Vorträgen beschäftigten sich noch mit Netware. Symbolisch daher die große Schautaufel von Linux und Netware-Terminalkommandos, die jeder Besucher der Brainshare erhielt. Nur arp und ping funktionieren in beiden Welten gleich. Wesentlich erweiterten Management-Komfort sollen in OES 2 die Domain Services für Windows Server bringen. Die Services sollen es Windows-Rechnern erlauben, auf Linux-Server mit den üblichen Windows-Protokollen zugreifen zu können. Außerdem sollen sich Novells eDirectory und Microsofts Active Directory über diese Domain Services quasi gegenseitig abgleichen und authentifizieren können.

Auf der Client-Seite kündigte Novell den Enterprise Thin Client an, im Wesentlichen eine Sammlung von Tools auf der Basis von Kiwi, mit denen Novell-Partner unterschiedlich dünne Clients entwickeln, zu einem Image zusammenfassen und verteilen können. Das Toolkit soll im Laufe des Jahres erscheinen. Für alle Clients soll ab nächsten Monat der neue Identity Manager 3.5 zur Verfügung stehen. Zusammen mit dem im Mai erscheinenden Sentinel 6 für Oracle, Red Hat, SUSE und Windows-Umgebungen sollen der Identity Manager und der Aufpasser in Teamarbeit zahlreiche Compliance-Lösungen wie Sarbanes-Oxley, HIPAA und FISMA unterstützen. Novell möchte damit Firmen davon überzeugen, die häufig sehr teuren Compliance-Lösungen durch eine günstigere Management-Lösungen zu ersetzen.

Teamarbeit ist auch in anderen Bereichen gefragt. Mit der Ankündigung von Novell Teaming und Teaming Plus möchte Novell seinen Kunden ein Angebot für das Web 2.0 unterbreiten. Beim Teaming à la Novell stammen die wesentlichen Komponenten von der Firma Sitescape. Sie soll es ermöglichen, dass virtuelle Teams sich über gemeinsam geteilte Kalender, Diskussionsgruppen, Wikis und Blogs verständigen können.

Schließlich dürfen im Reigen der Produktvorstellungen nicht die Zenworks-Angebote fehlen, die teilweise schon wenigen Tage zuvor auf der CeBIT Premiere hatten. Mit Zenworks für Linux 7.2 will Novell für alle Linux-Systeme einen Management-Standard setzen, mit dem auf der CeBIT vorgestellten Zenworks Configuration Management sollen auch virtualisierte Systeme von Zenworks erfasst werden. Inmitten der vielen Neuvorstellungen brachte es die kleine News von Novells neuer, auf eduCommons basierter Open CourseWare nicht in die Keynote. Dabei kann die Open CourseWare als das erste Open-Source-Projekt von Novell in dem von der Firma so gepflegten Qualifikationssystem in Zukunft eine große Bedeutung haben. Mehr als ein Drittel der Brainshare-Besucher unterziehen sich nach Angaben von Novell einer Prüfung. Ein neuer Titel wurde auch mit der Keynote angekündigt. Als NCE, als Novell Certified Engineer, darf sich zukünftig derjenige geedelt fühlen, der in der Windows- wie der Linux-Welt gleichermaßen zu Hause ist. (Detlef Borchers) / (anw)