Bransons Weltraumflug: Gelbe und rote Warnleuchte aktiv, trotzdem kein Abbruch

Auf Richard Bransons Weltraumflug gab es wohl ein ziemlich schwerwiegendes Problem: Die Piloten haben zwar korrigiert, hätten aber eigentlich abbrechen müssen.

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Der schwerelose Branson während des Flugs

(Bild: Virgin Galactic)

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Der historische Weltraumflug des britischen Milliardärs Richard Branson lief weniger glatt, als es die ersten Meldungen haben vermuten lassen und inzwischen gibt es sogar eine Ermittlung der US-Luftfahrtaufsicht. Wie der New Yorker berichtet, leuchtete während des raketenbetrieben Aufstiegs des Weltraumgleiters Unity zuerst eine gelbe und schließlich sogar eine rote Warnleuchte. Die sicherste Reaktion der Piloten wäre ein Abbruch des Fluges gewesen, haben demnach mehrere anonyme Quellen aus Bransons Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic erklärt. Der sei aber nicht erfolgt und Branson konnte seinem Konkurrenten Jeff Bezos zuvorkommen – und anschließend sicher landen.

Der 70-jährige Branson war am 11. Juli mit zwei Astronautinnen und drei Astronauten im Raumgleiter VSS Unity aufgebrochen. Zuerst unter einem Trägerflugzeug angebracht und mitgenommen, klinkte sich der Gleiter in einer Höhe von 14 Kilometern aus. Dann zündete das Raketentriebwerk, das die Unity mit dreifacher Schallgeschwindigkeit steil nach oben katapultierte. Das Raumfahrzeug erreichte schließlich mehr als 50 Meilen (rund 86 Kilometer) Höhe und die Menschen an Bord erlebten Schwerelosigkeit, bevor es zur Erde zurückging. Nach Ansicht von Virgin Galactic und Branson wurde der Weltraum erreicht, die international akzeptierte Grenze liegt aber in 100 Kilometern Höhe. Die schaffte wenige Tage später Jeff Bezos mit der Rakete seines Raumfahrtunternehmens Blue Origin.

Wie der Experte für Virgin Galactic, Nicholas Schmidle, nun im New Yorker erläutert, hatten die Warnleuchten während des Aufstiegs darauf hingewiesen, dass sich die Unity nicht auf dem richtigen Kurs befand, der sie anschließend sicher auch zur Landebahn führen würde. Statt eines Abbruchs leiteten die beiden erfahrenen Piloten Kurskorrekturen ein, die letztlich ausreichten. Schmidle, der ein Buch über Virgin Galactic geschrieben hat, erklärt, wie in einer Besprechung vor Jahren gesagt worden sei, eine gelbe Warnleuchte "sollte dich zu Tode erschrecken", denn wenn sie rot leuchte, "ist es zu spät". Die Unity habe dann auch für fast zwei Minuten das von der US-Luftfahrtaufsicht FAA zugewiesene Fluggebiet verlassen, bei insgesamt lediglich rund 15 Minuten Flugzeit. Es gebe nun eine Untersuchung.

Insgesamt erinnerten die nun bekannt gewordenen Vorkommnisse daran, dass mit SpaceX und Blue Origin die beiden größten Konkurrenten im aufkeimenden Feld Weltraumtourismus auf vergleichsweise klassische Raketen setzen, die automatisiert fliegen. Bei den Flügen von Virgin Galactic komme es dagegen auf das Können der Piloten an (2014 kam bei einem fehlgeschlagenen Testflug ein Mensch ums Leben). Ob es unter diesen Umständen tatsächlich möglich ist, einmal 100 Starts pro Jahr zu erreichen, ist die Frage. Das Unternehmen hat den Bericht im New Yorker bereits zurückgewiesen und versichert, die Crew sei zu keiner Zeit in Gefahr gewesen. Die unplanmäßige Abweichung vom Kurs gestand Virgin Galactic dabei aber ein, spielte deren Tragweite aber herunter.

(mho)