Breitband: Millionenschwere EU-Finanzspritze für deutschen Glasfaserausbau

Die Europäische Investitionsbank gewährt dem Anbieter Deutsche Glasfaser ein Darlehen von 350 Millionen Euro, um sein Netz mit bis zu 10 GBit/s auszubauen.

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Große Rollen mit orangefarbenem Glasfaserkabel zur Verlegung im Boden an einer Baustelle in Beber, Niedersachsen.

Den Glasfaserausbau hierzulande soll jetzt ein millionenschweres EU-Finanzdarlehen in Gang bringen.

(Bild: juerginho/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
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Rund eine halbe Million Kunden auch auf dem Lande sollen dank EU-Förderung bald superschnelle Internetzugänge erhalten. Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat am Freitag bekannt gegeben, dem nordrhein-westfälischen Telekommunikationsunternehmen Deutsche Glasfaser ein Darlehen in Höhe von 350 Millionen Euro zu geben.

Dieses soll damit sein Netz in Deutschland ausbauen und weiße Flecken schließen können. Ziel der Finanzspritze ist es, rund 460.000 Haushalten und Unternehmen in ländlichen Gebieten, in denen es noch keine Netze mit hoher Kapazität gibt, Breitband-Internet zur Verfügung zu stellen.

Die Anschlüsse sollen Bandbreiten bis zu 10 GBit/s liefern, also Geschwindigkeiten, von denen die meisten Verbraucher hierzulande und in der EU nur träumen können. Die durchschnittliche Download-Geschwindigkeit in den meisten europäischen Ländern liegt derzeit bei 100 MBit/s oder darunter.

Das Geld kommt aus dem Fördertopf InvestEU, den die Gemeinschaft während der Corona-Pandemie als Hilfsprogramm aufgelegt hat. Dabei geht es um eine langfristige Finanzierung durch die Mobilisierung privater und öffentlicher Mittel, um die politischen Prioritäten der EU zu unterstützen.

"Diese Investition wird dazu beitragen, die digitale Kluft zu überbrücken und die Unternehmen in die Lage zu versetzen, zu expandieren und Arbeitsplätze zu schaffen", zeigte sich EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni überzeugt. "Das ist ein konkretes Beispiel für ein Europa, das in die Zukunft investiert und niemanden zurücklässt."

Bessere digitale Dienste im ländlichen Raum machten das Leben dort einfacher und die Regionen selbst attraktiver, betonte EIB-Vizepräsidentin Nicola Beer. "Darüber hinaus sichern sie Jobs und helfen Menschen und Unternehmen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen."

Mit Glasfaser versorgte Gegenden würden zukunftssicher und seien "gerüstet für den wachsenden Datenhunger moderner Internetanwendungen – von Cloud Computing über Telearbeit bis Fernunterricht – und für neue Technologien wie Virtual Reality und das Internet der Dinge".

Zusätzlich zu dem EIB-Kredit hat sich Deutsche Glasfaser seit 2022 eine milliardenschwere Finanzierung von Geschäftsbanken gesichert. Gerade erst gab die Gruppe bekannt, eine zusätzliche Fremdkapitalfinanzierung in Höhe von 1,25 Milliarden Euro für den Netzausbau im ländlichen und suburbanen Raum ergattert zu haben.

Die Anteilseigner der Firma, die schwedische Investitionsgruppe EQT und der kanadische Pensionsfonds Omers, wollen diese Finanzierung durch Eigenkapitalzusagen ergänzen. Der Konzern hat aktuell gut zwei Millionen Anschlüsse verlegt und peilt bis Ende 2026 über drei Millionen an. Der neue Kredit dürfte der EIB zufolge nun auch "eine positive Signalwirkung für künftige Geldgeber" entfalten.

Anders als in anderen europäischen Ländern verlaufe der Glasfaserausbau in Deutschland "bisher eher schleppend", merkt die EIB an. 2023 habe die Abdeckung bei nur 35 Prozent gelegen, während es in der EU plus Großbritannien im Schnitt 64 Prozent gewesen seien.

Das Projekt trage so zur Digitalstrategie Deutschlands und zum "digitalen Kompass" der EU bei. Demzufolge sollen bis 2030 alle Haushalte gigabitfähige Anschlüsse buchen können. Die Deutsche Glasfaser ist vor allem im ländlichen Raum aktiv und bezeichnet sich als führender Anbieter von Glasfaseranschlüssen bis zum Gebäude (FTTB) in diesem Bereich.

Die Gruppe unterstützt Kooperationen mit anderen Netzbetreibern auf der Basis von Open Access, beklagt aber einen zunehmenden Doppelausbau durch die Deutsche Telekom.

(nie)