Breivik als zurechnungsfähig zur Höchststrafe verurteilt

Die rechtsnationalistische, islamophobe Szene reagiert mit gegensätzlichen Einschätzungen auf das Urteil

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Mit Spannung ist erwartet worden, wie das Gericht die Zurechnungsfähigkeit des rechtsnationalistischen und islamophoben Massenmörders und Terroristen Anders Behring Breivik beurteilt. Psychiater waren zu unterschiedlichen Einschätzungen gekommen. Heute wurde Breivik als zurechnungsfähig zur Höchststrafe von 21 Jahren verurteilt - mit anschließender Möglichkeit der Sicherheitsverwahrung, die alle 5 Jahre verlängert werden kann. Zu erwarten ist, dass weder Breivik noch die Staatsanwaltschaft gegen den Urteil Berufung einlegt.

Breivik selbst hatte immer wieder betont, dass er geistig gesund sei, als er angeblich in Notwehr gegen den "Multikulturalismus" handelte. Ihm schien nach Medienberichten das Urteil zu behagen, da er mit Lächeln darauf reagierte. Er war schon in schwarzem Anzug zur Urteilsverkündigung erschienen und hatte wieder seinen rechten Arm mit geballter Faust zum Gruß an die militanten Nationalisten in Norwegen und Europa erhoben, was den Hintergrund seiner Ideologie noch einmal deutlich machte. Breivik erkennt das Gericht nicht an, weswegen er auch nicht in Berufung gehen will.

Die Szene, aus der Breivik seine Ideen und seine Taten holte, hätte es teils eher begrüßt, wenn Breivik als verrückt erklärt worden wäre. Dann wäre keine Verbindung mehr zu ihnen selbst zu ziehen. So schrieb Peder Jensen, der als Fjordman die islamische Gefahr beschworen und damit Breivik nachhaltig bestärkt hat, an die Zeitung Aftenposten, er könne zwar nicht sagen, ob Breivik verrückt ist oder nicht. Er sei Grenzfall, aber er vermute, dass die Medien die Richter zu diesem Urteil gedrängt hätten. Es handle sich um kein Urteil, sondern um eine Pressemitteilung. Deutlicher sagte noch Arne Tumyr, Vorsitzender der Gruppe Stopp islamiseringen av Norge (SIAN), er habe gehofft, Breivik werde als verrückt bezeichnet. So ziehe er, dessen Kritik am in seinem Manifest für Tumyr weiterhin richtig bleibt, Verfechter ähnlicher Ideen auch in den Terrorismusverdacht.

Andere aus der rechtsnationalistischen und fremden- sowie islamfeindlichen Szene begrüßen hingegen das Urteil. Wäre Breivik als verrückt verurteilt worden, so Ronny Alte, ehemaliger Leiter der norwegischen Defense League, die sich der Freedom Party angeschlossen hat, dann hätte man auch seinesgleichen für verrückt halten können, wenn man dieselben Ansichten wie Breivik vertritt, den das Gericht als politisch motivierten Fanatiker beschrieb, bei dem auch Wahnvorstellungen eine Rolle gespielt haben könnten. Das Gericht geht davon aus, dass seine Ansichten von Anderen geteilt werden.