Britische Regierungsbehörde erlässt Sperrlisten-Direktive

Das Office of Government Commerce (OGC) hat eine "Action Note" an Ministerien und Behörden verschickt, in der diese angewiesen werden, ITK-Aufträge nur noch an Unternehmen zu vergeben, die Websperren auf Grundlage von Listen der Internet Watch Foundation (IWF) umsetzen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die dem britischen Schatzamt zugeordnete Regierungsbehörde OGC (Office of Government Commerce) hat eine Direktive an Ministerien, Verwaltungen, Ämter und halbstaatliche Organisationen im Land verschickt, in der diese angewiesen werden, ITK-Aufträge nur noch an Unternehmen zu vergeben, die Internet-Sperren auf Grundlage von Blacklists der Internet Watch Foundation (IWF) umsetzen. Wie die Online-Ausgabe der Tageszeitung Times berichtet, sind von der sogenannten "Action Note" des OGC unter anderem Internet Service Provider (ISP), Mobilfunkunternehmen, Suchmaschinen-Dienstleister und Spezialisten für Filterlösungen betroffen.

"Die Regierung sollte eine Vorbildfunktion einnehmen und ihre Auftragnehmer verpflichten, die Liste auf alle für Behörden erbrachte Internet-Dienstleistungen anzuwenden", zitiert die Times aus der Direktive. Wer nicht aktiv dazu beitrage, den Zugriff auf kinderpornografische Inhalte zu unterbinden, so die Zeitung weiter, solle künftig von der Vergabe öffentlicher Aufträge ausgeschlossen werden. Die Internet Watch Foundation führt eine Liste mit mehreren hundert Domains, die Material vorhalten, das den Angaben zufolge gegen britisches Gesetz verstößt, darunter viele Websites mit kinderpornografischen Inhalten.

In die Kritik war die IWF unter anderem Ende 2008 geraten, nachdem sich die Online-Enzyklopädie Wikipedia wegen der Abbildung eines Album-Covers in einem Artikel über die deutsche Rockband Scorpions unverhofft auf der Filter-Liste wiederfand. Kunden mehrerer Provider in Großbritannien konnten damals nicht auf den Wikipedia-Artikel zum Scorpions-Album Virgin Killer zugreifen, weil die IWF-Wächter die Abbildung eines nackten Kindes für unsittlich empfanden und als Verstoß gegen den Protection of Children Act von 1978 interpretierten. Später wurde die Sperrung "aus Gründen des öffentlichen Interesses" wieder aufgehoben.

Das britische Child Exploitation and Online Protection Centre (CEOP) hat unterdessen die Betreiber des sozialen Netzwerks Facebook (seit Februar aktives IWF-Mitglied) aufgefordert, einen "Alarmknopf" zu installieren, über den Jugendliche verdächtige Kontaktversuche direkt an das CEOP melden können. Anlass war die Verurteilung eines Mannes, der über ein gefälschtes Facebook-Profil Kontakt zu einer 17-Jährigen aufnahm und diese später ermordete. Laut CEOP-Chef Jim Gamble gingen bei seiner Organisation im Jahr 2009 insgesamt 267 Berichte über "verdächtige Aktivitäten" bei Facebook ein. Die Netzwerkbetreiber erklärten laut Times jedoch, weiter auf das eigene Meldesystem vertrauen zu wollen. (pmz)