Britischer Medienökonom schlägt Börsenplatz für Rechtehandel vor

In seinem Bericht zu den "Digitalen Chancen" empfiehlt Professor Ian Hargreaves von der Universität Cardiff der britischen Regierung, sich vom klassischen Urheberrecht zu lösen.

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Von
  • Monika Ermert

Der britische Medienökonom Professor Ian Hargreaves von der Universität Cardiff hat einen von der britischen Regierung bestellten Bericht zu den "Digitalen Chancen" vorgelegt. Darin erläutert er unter anderem, das bestehende System zum Schutz des Geistigen Eigentums blockiere Innovationen, anstatt sie zu fördern. Das Urheberrecht behindere heute beispielsweise Forscher, die Daten und Texte bei der Suche nach neuen Behandlungsmethoden auswerteten.

Das Kopieren sei heute Grundlage zahlreicher industrieller Prozesse und einer neuen, aufs Internet aufbauenden Dienstleistungsindustrie. Großbritannien könne es sich nicht leisten, diesen Zukunftssektor zu vernachlässigen, nur weil es Regeln beibehalte, die ursprünglich einmal zum Schutz von Künstlern geschaffen worden seien, meint Hargreaves. Als Lösung für das Problem schlägt der Professor eine "London Digital Rights Exchange" vor, einen Börsenplatz für Rechtehandel. Großbritannien könne so bis Ende 2012 zum Marktplatz für dringend benötigte Lizenzen werden. So könne das Land von den Umwälzungen profitieren, anstatt zu versuchen, das klassische System beizubehalten.

Hargreaves empfiehlt der britischen Regierung, sich einer Überregulierung zu widersetzen und die bereits bestehenden Schrankenregelungen für Bibliotheken, nicht-kommerzielle Forschung und die Übertragung von Inhalten auf neue Formate übertragen. Auf EU-Ebene solle die Regierung für weitere Ausnahmen streiten, etwa für das Recht, Texte und Daten maschinell zu analysieren. Privatverträge, die Schrankenregelungen aushebeln, müssten verhindert werden.

Die Auswirkungen von Hargreaves' Empfehlungen sollen, soweit sie umgesetzt würden, in zwei Jahren überprüft werden. Nicht alle Empfehlungen sind neu: Das Problem der sich immer weiter stauenden Patentanträge beispielsweise hat die Organisationen wie der World Intellectual Property Organisation (WIPO) erkannt, die EU-Kommission hat nun ein europaweites Patent auf den Weg gebracht. Innovativ erscheint der Vorschlag in dem Bericht, Zugang zu Wissen über die effektive Nutzung von Geistigem Eigentum für kleine und mittelständische Unternehmen staatlich zu organisieren. Patentanmeldungen sollen nicht mehr nur nach Aufwand, sondern nach ihrem Beitrag zur Innovation festgelegt werden. (anw)