Britischer Provider kündigt Musikflatrate für Zugangskunden an

Bei Virgin Media soll es bis Ende des Jahres eine Musikflatrate für den Internetanschluss geben. Bisher ist der Major Universal Music mit an Bord. Unklar ist, wie die Partner bei der Bekämpfung von Urheberrechtsverstößen kooperieren wollen.

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Der britische Provider Virgin Media plant ein mit dem Internetzugang gekoppeltes Musikangebot. Bisher konnte der Zugangsanbieter das Major Label Universal Music als Partner gewinnen. Breitbandkunden der Providers sollen gegen eine zusätzliche monatliche Gebühr nach Belieben Musik aus dem Katalog des Major Labels herunterladen können, teilten die Unternehmen am heutigen Montag in London mit.

Die Musik soll kopierschutzfrei im MP3-Format vorliegen. Der neue Musikdienst soll "im Laufe des Jahres" verfügbar sein. Bis dahin will Virgin Media die mit weiteren Labels laufenden Verhandlungen abschließen. Zu Preisen machten das Unternehmen noch keine Angaben, die Flatrate soll Medienberichten zufolge aber weniger "als zwei CDs" pro Monat kosten. Darüber hinaus soll es für Kunden, die regelmäßig Musik konsumieren, für die eine Flatrate aber überdimensioniert ist, ein Einsteiger-Angebot geben.

Die Zusammenarbeit der beiden Partner umfasst einer Mitteilung zufolge auch den Schutz des "geistigen Eigentums von Universal Music" und die gemeinsame Bekämpfung einer illegalen Verbreitung urheberrechtlich geschützter Werke im Netz von Virgin Media. Dafür sehe die Vereinbarung "verschiedene Strategien" zur Aufklärung von Filesharern vor. Als "letztes Mittel" gegen "Wiederholungstäter" soll es auch befristete Zugangssperren geben. "Wir prüfen mehrere Optionen für eine befristete Sperrung. Das können fünf Minuten oder im Härtefall fünf Monate sein", sagte eine Sprecherin des Providers der dpa. Dabei betont der Provider, dem nach eigenen Angaben fast 10 Millionen Kunden das Vertrauen schenken, dass es "nicht zur Netzwerküberwachung [...] durch Virgin Media" komme.

Das wirft die Frage auf, wer die "Wiederholungstäter" aus dem Netz fischen soll. Für das Sicherheitsbedürfnis des Labels sorgt offenbar ein Dienstleister. Laut einem dpa-Bericht können die Rechteinhaber anhand einer Software "die Adresse eines Rechners identifizieren, auf dem sich Musik befindet, die ein anderer Nutzer zuvor legal aus der digitalen Bibliothek von Universal Music heruntergeladen hatte". Noch ist unklar, auf welcher Plattform das Musikangebot realisiert wird, doch sollen die MP3-Dateien von einem zentralen Server ausgeliefert werden.

Bisher waren Verhandlungen der Provider und der Labels über eine mit dem Internetzugang verknüpfte Musikflatrate gescheitert, andere Experimente laufen noch. Der Zeitpunkt der Ankündigung am heutigen Montag dürfte darüber hinaus mit Bedacht gewählt sein. Am Dienstag stellt die britische Regierung ihren Abschlussbericht zum Zukunftsprojekt "Digital Britain" vor. Darin wird es auch um die Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen im Internet gehen.

Die Musikindustrie und andere Rechteinhaber hatten sich im Vorfeld dafür stark gemacht, ein "Three-Strikes"-Regime nach französischem Vorbild in das Regierungsprogramm aufzunehmen. Mit der Forderung, Internetnutzer bei wiederholten Urheberrechtsverstößen vom Netz abzuklemmen, war die Copyright-Industrie aber bisher nicht ganz durchgedrungen – dennoch erwägt die Regierung auch technische Maßnahmen gegen notorische Filesharer. (vbr)