Britischer Providerverband schlägt Hacker als Polizisten vor

Die britische Regierung hat sich unter massiven Druck mehr oder weniger von der Idee verabschiedet, Verschlüsselung nur zu erlauben, wenn der Schlüssel bei einer damit beauftragten Instanz hinterlegt wird (key escrow), wodurch die Sicherheitsbehörden die

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Von
  • Florian Rötzer

Die britische Regierung hat sich unter massiven Druck mehr oder weniger von der Idee verabschiedet, Verschlüsselung nur zu erlauben, wenn der Schlüssel bei einer damit beauftragten Instanz hinterlegt wird (key escrow), wodurch die Sicherheitsbehörden die Möglichkeit hätten, verschlüsselte Dokumente zu öffnen. In einem Diskussionspapier des Wirtschaftsministeriums wird jetzt die Lösung anvisiert, daß die Firmen, die Verschlüsselungsprogramme anbieten, Dokumente selbst entschlüsseln sollen, wenn dies von den Sicherheitsbehörden verlangt wird.

Allerdings läßt das Ministerium Kommentare zum neuen Vorschlag lediglich bis zum 1. April zu, was große Kritik hervorgerufen hat. Tim Pearson, Vorsitzender der britischen Internet Service Providers Association, hat sich mit einer kreativen Alternative zu Wort gemeldet, die er möglicherweise dem umstrittenen australischen Walsh-Report entnommen hat. Anstatt key escrow schlägt er vor, daß die Regierung doch Hacker oder vielmehr Cracker einstellen solle, um an die gewünschten Informationen heranzukommen. Das wäre eine bessere Lösung, als den Datenschutz aller Bürger zu durchlöchern.

Kriminelle würden vermutlich sowieso nie die Programme von zugelassenen Krypto-Firmen benutzen. Daher müssen die Sicherheitsbehörden Möglichkeiten finden, mit der entsprechenden richterlichen Erlaubnis in den Computer eines Verdächtigen einzudringen und sich die Dokumente anzuschauen, die heruntergeladen und entschlüsselt wurden. Die Regierung solle also eine auf das Netz spezialisierte Polizeieinheit einrichten: "Auf diese Weise werden die Beamten eine bessere Vorstellung davon haben, wie man online Kriminelle fangen kann."

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