Britischer Regulierer will Rahmen für VoIP neu abstecken

Die Ofcom schlägt eine generelle Möglichkeit zur Rufnummerportierung vor, die auch alle VoIP-Anbieter umfasst. Offen ist Frage, ob der Regulierer gegen das Blockieren von VoIP durch ISPs einschreiten soll.

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Von
  • Monika Ermert

Die britische Regulierungsbehörde Ofcom bittet um Kommentare zu geplanten Änderungen der Regulierung von VoIP-Anschlüssen. Verschiedene 2004 in Kraft gesetzten Interimsregeln sollen ersetzt und an die Marktsituation angepasst werden. Rund drei Millionen britischer Kunden planen der Ofcom zufolge einen Umstieg auf VoIP in den kommenden sechs Monaten. Prognosen beziffern die Zahl der PC-zu-PC VoIP Nutzer im Vereinigten Königreich auf drei Millionen und die Zahl der Nutzer, die mit einer normalen Rufnummer über VoIP telefonieren, auf über eine Million. Nach den neuen Regeln sollen alle VoIP-Provider, die die geltenden Anforderungen an einen "Telefondienst für die Öffentlichkeit" (PATS, Public available telephone service) erfüllen, automatisch als PATS-Anbieter gelten und den entsprechenden Regeln unterworfen werden. Bislang hatte der Regulierer auf diese automatische Einstufung verzichtet, um den VoIP-Anbietern die Einrichtung eines Notrufs schmackhaft zu machen. In einzelnen EU-Ländern können sich VoIP-Anbieter dadurch, dass sie keinen Notruf anbieten, den Status des weniger regulierten Nicht-PATS-Anbieters sichern.

Darüber hinaus schlägt die Ofcom eine generelle Möglichkeit zur Portierung von Rufnummern vor, die auch alle VoIP-Anbieter erfasst. Bislang konnte von der Portierung ausgenommen werden, wer bestimmte PATS-Bedingungen nicht erfüllte. Zum Schutz der Verbraucher will die Ofcom außerdem eine Standardisierung der Aufklärungspflichten gegenüber den Verbrauchern durchsetzen. Diese müssen in allen Verträgen oder technischen Anleitungen auf die Art und Beschränkung von Notrufmöglichkeiten und mögliche Diensteinschränkungen durch Serverprobleme oder Stromausfall hingewiesen werden. Zudem sollten Kunden nomadischer Dienste aufgefordert werden, ihren jeweiligen Aufenthaltsort beim Einloggen zu aktualisieren, sofern eine Standortbestimmung im Notfall bei einem Dienst vorgesehen ist.

Schließlich befasst sich die Ofcom in der Konsultation auch mit Spit (Spam over Internet Telephony), also unverlangten Anrufen und der Rückverfolgung von böswilligen Anrufen bei VoIP-Diensten. Insgesamt gibt sich der Regulierer hier noch zurückhaltend mit neuen Regeln – ebenso bei der Frage, ob er gegen das Blockieren von VoIP-Diensten durch Internet-Service-Provider einschreiten soll. Die Verordnung eines Angebotes von "Naked DSL", das eine Entbündelung des klassischen Anschlusses und des DSL-Dienstes ermöglichen würde, lehnt die Ofcom interessanterweise ab. Diese Anschlussmöglichkeit gehört in Deutschland seit längerem zu den Forderungen der Telekom-Konkurrenz. Laut den VoIP-Eckpunkten der Bundesnetzagentur stellt ein VoIP-Anschluss über Naked DSL ein Substitutionsprodukt für herkömmliche Telefonanschlüsse, entsprechend hoch müssten die regulatorischen Anforderungen an den VoIP-Anbieter sein, zum Beispiel beim Not- oder "Röchelruf".

Um Routing-Abkommen für die mit Blick auf VoIP in Großbritannien eingerichteten Nummerngassen 055 und 056 zu beschleunigen, schlägt man eine große Konferenz vor. Ähnlich wie bei der 032-Gasse in Deutschland hat sich Ex-Monopolist BT dabei Zeit gelassen. Die Ofcom kündigte gestern an, eine weitere landeseinheitliche Rufnummerngasse unter 03 einzurichten, über die landesweit zum Ortstarif telefoniert werden kann. Dieser Schritt ist Teil einer Reihe von Änderungen im britischen Nummernplan. (Monika Ermert) / (ssu)