Browser-Entwickler Cliqz bezichtigt Mark Zuckerberg der "dreisten Lüge"

Facebook-Chef Mark Zuckerberg will nichts über das Tracking von Nutzern ohne Facebook-Konto gewusst haben. Die Cliqz-Macher halten das für eine "dreiste Lüge" – und starten eine große Medienkampagne.

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Mark Zuckerberg

(Bild: dpa, Steven Senne)

Lesezeit: 3 Min.

Mark Zuckerberg habe bei seiner Befragung im US-Kongress "dreist gelogen", kritisieren die Geschäftsführer von Cliqz in einem offenen Brief an den Facebook-Chef. "Sie haben vorgegeben, nichts darüber zu wissen, dass Facebook uns alle überwacht, unabhängig davon, ob wir Mitglied bei Facebook sind oder nicht. Dabei ist genau das Teil Ihres Geschäftsmodells", schreiben Marc Al-Hames und Jean-Paul Schmetz in ihrem Brief.

Zuckerberg hatte den Kongressabgeordneten erklärt, dass er nichts von sogenannten Schattenprofilen wisse: "Congressman, I'm not, I'm not familiar with that". Mit den "Shadow Profiles" sind Daten gemeint, die das Netzwerk über Nutzer ohne Facebook-Konto sammelt, speichert und auswertet. Das geschieht etwa über Social-Plug-ins wie dem "Gefällt mir"-Button, der auf zahlreichen Webseiten eingebunden ist. Dass der Facebook-Chef davon nichts wisse, sei "wenig glaubhaft", findet Cliqz. Zuckerberg hatte erklärt, dass Facebook die Daten aus "Sicherheitsgründen" sammele. Weiteren Detailfragen wich Zuckerberg aus und verwies auf sein Team, das die Antworten nachliefern würde.

Der offene Brief – der auch als Werbung für den Cliqz-Browser zu verstehen ist – erschien als Anzeige in mehreren überregionalen Zeitungen wie der FAZ. Die Medienkampagne und die Anzeige entstanden in Zusammenarbeit mit der Münchner Kreativagentur 19:13, berichtet das Medien-Fachmagazin W&V. Der komplette Brief ist auch im Cliqz-Blog zu finden.

In einem offenen Brief, der in mehreren Zeitungen erschien, krisitiert Cliqz den Facebook-Chef Zuckerberg.

In einer Studie hatten Cliqz und Ghostery gezeigt, dass die Facebook-Tracker knapp "ein Drittel des weltweiten Internetverkehrs" überwachen. Die Cliqz-Chefs fordern von Facebook deshalb: "Respektieren Sie Ihre User. Respektieren Sie unser aller Privatsphäre."

Cliqz-Geschäftsführer Marc Al-Hames ergänzte, dass das Geschäftsmodell von Facebook und anderen Internet-Unternehmen "streng reguliert werden" müsse. Auch wenn die Nutzer mit ihren Daten "bezahlen", gebe das den Diensten nicht das Recht, den Nutzern "auf praktisch allen Webseiten heimlich hinterherzuschnüffeln und dort Ihre persönlichen Daten abzugreifen".

Cliqz fordert von der EU, "endlich einen Riegel vorzuschieben". Hoffnung setzen Datenschützer auf die kommende Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die am 25. Mai in Kraft tritt und die Daten der EU-Bürger besser schützt. Strengere Regeln für Tracking und Online-Werbung erwarten Datenschützer von der "ePrivacy-Verordnung", die derzeit aber noch verhandelt wird.

An der Münchner Cliqz GmbH sind Firefox-Hersteller Mozilla und Hubert Burda Media beteiligt. Mit dem Cliqz-Browser will das Unternehmen vor allem Nutzer ansprechen, die viel Wert auf Privatsphäre legen. Zu Cliqz gehört seit 2017 auch das bekannte Anti-Tracking-Tool Ghostery. (dbe)