Buchmesse: Frankfurt eBook Award verliehen (Update)

Der Sinn und Zweck des lukrativen Preises für die besten E-Books wurden auf der Buchmesse kontrovers diskutiert. Seit Freitagabend stehen immerhin die Preisträger fest.

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Von
  • Dr. Jürgen Rink

Die Gewinner des ersten Frankfurt eBook Award heißen E.M. Schorb und David Maraniss. Überraschend wurde der mit 100.000 US-Dollar dotierte Preis, der damit einer der lukrativsten Preise in der Literaturwelt ist, unter den beiden aufgeteilt. E.M. Schorb wurde für sein E-Book "Paradise Square" in der Sparte Belletristik, Maraniss für "When Pride Still Mattered" in der Kategorie Sachbuch ausgezeichnet.

Weitere Preise in Höhe von 10.000 US-Dollar für die Kategorien Converted Fiction, Original Nonfiction und Converted Nonfiction erhielten Zadie Smith ("White Teeth"), Larry Colton ("Counting Coup") und Viliam Vasata ("Überleben in der Sintflut"). Ed McBain bekam für seinen Belltristikbeitrag "The Last dance" ebenfalls einen Preis. Im großen Rahmen in der Frankfurter Alten Oper wurden die Preisträger und vor allem der Preis gefeiert.

Der Frankfurt eBook Award wurde unter Federführung von Microsoft ins Leben gerufen, um die besten E-Books zu prämieren und so der E-Book-Industrie einen Schub nach vorne zu geben. Microsoft engagiert sich in dem noch in den Anfängen steckenden Markt auf vielfältige Weise. Das Software-Unternehmen ist die treibende Kraft hinter dem Open-eBook-Standard (OEB), dem sich der Big Player Gemstar eBook bereits verpflichtet hat. Der MS Reader, eine Software um E-Books auf PC und Pocket PC zu lesen, wird kostenlos unter die Leute gebracht. Und nicht zuletzt versucht Microsoft, die Verlag in großem Stil davon zu überzeugen, ihr Material OEB-gerecht aufzuarbeiten und als E-Book zu vertreiben. Diese Aktivität hat sich bislang auf die USA beschränkt, doch streckte der Software-Riese auf der Buchmesse auch in Europa die Fühler aus.

Im Vorfeld des Award wurde nicht nur die Höhe des Preisgeldes in dem Zusammenhang kritisiert, dass hier ja weniger Literatur, sondern vielmehr Technik prämiert werde. Alberto Vitale, Vorsitzender der International eBook Award Foundation und ehemaliger CEO von Random House, bemerkte auf der Buchmesse auch vielsagend, vielleicht würde mit dem Preis in wenigen Jahren tatsächlich Technik statt Literatur prämiert. Offen blieb, ob er damit Lesegeräte meint oder zukünftige E-Books, die die neue Techniken ausreizen. Immerhin wurde mit dem eBookMan von Franklin auch schon ein Lesegerät mit einem Frankfurt-eBook-Award ausgezeichnet.

Ein weitere Kritikpunkt betraf die Finalisten-Auswahl. Von 800 internationalen Einsendungen in zehn Sprachen blieben letzten Endes die US-Amerikaner übrig, abgesehen von je einem berücksichtigten Beitrag aus Deutschland und Frankreich, denn die Wettbewerbsregeln besagen, dass nur Sprachen berücksichtigt wurden, in denen mehr als zehn Beiträge eingesandt wurden. Zufällig sind Deutschland und Frankreich die beiden einzigen Länder außerhalb der USA, in denen ein E-Book-Markt aufgebaut werden soll. (jr/c't) / (jk)