Bundesbank-Chef warnt vor Einführung von elektronischem Zentralbankgeld

Eine Digitalwährung von Zentralbanken wäre keine richtige Antwort auf Facebooks Libra, findet Bundesbankchef Weidman.

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(Bild: Steve Buissinne, gemeinfrei (Creative Commons CC0))

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Das vor allem von Facebook vorangetriebene Digitalgeld Libra hat die Debatte entfacht, ob es neben dem Bargeld auch ein elektronisches Zentralbankgeld geben sollte. Bundesbank-Chef Jens Weidmann hat sich nun gegen eine vorschnelle Einführung eines solchen E-Euros ausgesprochen. "Ich halte nichts davon, immer gleich nach dem Staat zu rufen. In einer Marktwirtschaft ist es zunächst an den Unternehmen, für Kundenwünsche ein entsprechendes Angebot zu entwickeln“, sagte er im Interview mit dem Handelsblatt. Entsprechend seien zuerst die Geschäftsbanken gefordert, ein besseres europaweites Zahlungssystem anzubieten.

Vor einer Einführung einer Zentralbank-Digitalwährung müsse man zuerst besser die Vor- und Nachteile besser verstehen. "Abhängig von der Ausgestaltung würden die Kunden womöglich in großem Stil von Bankguthaben in digitales Zentralbankgeld umschichten und den Banken eine wichtige Finanzierungsquelle entziehen. Auch die Gefahr eines Bankruns in einer Krisensituation könnte steigen“, erklärte Weidman dem Handelsblatt.

Die Experimente der Bundesbank mit Blockchain-Technik dienten hingegen nur dem Zahlungsverkehr mit den Banken. Das sei bislang zwar nicht effizienter als die zentrale Abwicklung, erlaube aber den Einbau automatischer Funktionen durch Smart Contracts. Am Bargeld werde jedenfalls nicht gerüttelt: Solange "die Bürgerinnen und Bürger das wünschen“, werde es zur Verfügung gestellt, bekräftigte Weidman.

Libra könne stattdessen über Regulierung und das Wettbewerbsrecht eingehegt werden. Das Digitalgeld müsse aufsichtsrechtlichen Anforderungen für Zahlungsmittel genügen, ebenso Vorschriften für die Verhinderung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung. Zuletzt hatte die Schweiz bereits durchblicken lassen, dass man Libra in seiner aktuellen Konzeption nicht genehmigen könne.

Libra soll ein auf Kryptogeldtechnik fußendes Zahlungsmittel werden, das von einem Konsortium privater Firmen verwaltet wird und durch einen Korb normaler Währungen wie US-Dollar und Euro gedeckt ist. Die Bindung an normale Währungen soll Wertschwankungen wie bei Bitcoin und Co. vermeiden, daher wird eine solche Konstruktion auch als Stablecoin bezeichnet.

Das stößt bei Politikern und Regulierern auf scharfe Ablehnung. Stattdessen wird etwa ein E-Euro ins Spiel gebracht, ausgegeben von der Europäischen Zentralbank. In Deutschland hatte sich unter anderem Finanzminister Olaf Scholz dafür ausgesprochen. Projekte für solche Digitalwährungen von Zentralbanken gibt es bereits von mehreren Ländern: Unter anderem arbeitet Schweden an der E-Krona, auch die People's Bank of China soll in den Startlöchern für ein digitales Zentralbankgeld stehen.

Zentralbankgeld für Endverbraucher gibt es hierzulande bislang nur als Bargeld, aber nicht in elektronischer Form. Bei Zahlungen über das Bankwesen, etwa Überweisungen von Girokonto zu Girokonto, wird nur sogenanntes Giralgeld bewegt. Das ist von Geschäftsbanken erzeugtes Buchgeld, welches lediglich eine Forderung auf die Auszahlung des von der Zentralbank ausgegeben Bargelds ist. Formal gesehen ist Giralgeld in Deutschland kein gesetzliches Zahlungsmittel, es besteht also keine Pflicht zur Annahme; im alltäglichen Geldverkehr macht es dennoch den Großteil der Zahlungen aus. (axk)