Bundesregierung: Keine Datenkabel durch Wasserleitungen

Die Bundesregierung hat sich gegen die Pläne der EU-Kommission ausgesprochen, Internetkabel künftig auch durch Trinkwasserrohre zu verlegen. Die Betreiber eines Pilotversuchs sehen ihr Projekt jedoch nicht gefährdet.

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Von
  • Reiko Kaps

Datenkabel, etwa Glasfaserkabel, künftig durch vorhandene Wasserleitungen ins Haus bringen? Die Bundesregierung sagt nein, trotz erfolgreicher Pilotversuche.

(Bild: dpa, Julian Stratenschulte)

Die Bundesregierung hat sich gegen die Pläne der EU-Kommission ausgesprochen, Internetkabel künftig auch durch Trinkwasserrohre zu verlegen. Das geht aus der Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervor, die heise online vorliegt. Die Bundesregierung teilt danach "die hygienisch begründeten Bedenken und Sorgen" von Experten, der Verbände der Wasserwirtschaft sowie der Trinkwasserkommission des Umweltbundesamtes. Eine Mitbenutzung von Trinkwasserrohren sei nur dann möglich, "wenn alle diesbezüglichen Bedenken ausgeräumt werden können". Die umweltpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Eva Bulling-Schröter, erwarte jetzt "klare Ansagen der Bundesregierung in Brüssel gegen eine Nutzung von Datenkabeln in Trinkwasserleitungen."

Die Verlegung von Datenkabeln in vorhandenen Trinkwasserleitungen hatte bereits im vergangenen Jahr der Wasserzweckverband Eifel-Ahr und die Stadtwerke Bonn in einem Pilotversuch getestet. Das Glasfaserkabel wird dabei indirekt in einer Art Katheter (Microductrohr) durch den Wasseranschluss bis ins Gebäude verlegt. Das Microductrohr wird anschließend mit eigens dafür entwickelten Formstücken mit der Trinkwasserleitung verschweißt.

Auf Nachfrage erklärt ein Sprecher der Bonner Stadtwerke gegenüber heise online, dass man die Entscheidung der Bundesregierung gegen die in der EU-Verordnung vorgegebenen Maßnahmen nachvollziehen kann. Die EU-Verordnung lege Gas- und Wasserversorger den Zwang auf, anderen Unternehmen den Zugang zu Gas- und Wasserleitungen zu gewähren. Im Bonner Fall bleibt die Verantwortung jedoch beim Wasserversorger, der die ungeteilte Verantwortung für Hygiene und Qualität habe und solche Bedenken ausräumen kann. Für den Wasserzweckverband Eifel-Ahr und die Stadtwerke Bonn bleibt diese Technik daher weiter interessant. So gebe es dazu bereits Gespräche mit den Landesregierungen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.

Die Kleine Anfrage geht auf einen Verordnungsentwurf der EU-Kommission vom 26. März 2013 zurück, in dem Maßnahmen zur Förderung des Breitbandausbau vorgegeben sind. Unter anderen schlägt die Kommission vor, vorhandene Infrastruktur "wie Leitungsrohre, Leerrohre, Einstiegsschächte, Verteilerkästen, Pfähle, Masten, Antennen, Türme und andere Trägerstrukturen" effektiver für den Ausbau zu nutzen.

[Update 30.07.2013 12:09]:

Mittlerweile sieht sich auch die EU-Kommission zu einer Klarstellung veranlasst. Trinkwasserleitungen für Datenkabel zu nutzen sei niemals ein Kommissionsvorschlag gewesen und werde es niemals sein, erklärte der Sprecher der EU-Digitalkommissarin Neelie Kroes am Dienstag laut dpa . "Das macht keinen Sinn, es wäre zu gefährlich."

80 Prozent der Kosten für den Breitbandausbau entfielen auf Verwaltung und Bauarbeiten, erläuterte der Sprecher. Die Kommission habe zwar angeregt, verschiedene Leitungen durch gemeinsame Rohre zu verlegen, zum Beispiel für Strom, Wärme oder Gas, erklärte der Sprecher. Datenkabel könnten auch neben bestehenden Leitungen verlegt werden – aber keinesfalls innerhalb von Wasserleitungen. "Das bedeutet keinesfalls Abstriche bei der Sicherheit. Es hat niemals eine Empfehlung gegeben, Breitbandleitungen in irgendwelche anderen Leitungen zu packen, ob für Wasser oder etwas anderes." (rek)