Bundesregierung plant Testgebiete für autonome Schiffe
Hoch automatisierte, ferngesteuerte oder voll autonom fahrende Schiffe und Systeme werden laut dem Verkehrsministerium den maritimen Sektor umkrempeln.
Die Bundesregierung rechnet fest damit, dass Schiffe künftig auch ohne menschlichen Kapitän auskommen. Ihrer Ansicht nach wird "der Grad der Automatisierung im Seeverkehr insbesondere durch fortschreitende Entwicklungen im Bereich neuer Sensortechnologien, neuer Sicherheitssysteme mit Echtzeitfähigkeiten und Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz und der Digitalisierung weiter zunehmen", schreibt das federführende Verkehrsministerium in einer jetzt veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion. Mehr oder weniger selbständig fahrende Schiffe seien daher nicht mehr weit entfernt.
Schrittweiser Weg
"Hoch automatisierte, ferngesteuerte oder voll autonom fahrende Schiffe und Systeme werden weitreichende Auswirkungen auf den gesamten maritimen Sektor haben", meint die Regierung. Analog zur Automatisierung des landgebundenen Verkehrs, wo vor allem selbstfahrende Autos die Schlagzeilen beherrschen, würden auch vergleichbare Boote "schrittweise den Weg in die Anwendung finden".
Die deutschen Anstrengungen rund um die autonome Schifffahrt im Vergleich zu anderen Ländern will das Verkehrsressort genauso wenig einschätzen wie das förderungswürdige Potenzial des von ihr skizzierten Trends. Es lägen zudem "keine aktuellen Erkenntnisse" dazu vor, wann hierzulande mit der Inbetriebnahme erster teil- oder vollautomatisierter Seefahrzeuge zu rechnen sei. Trotzdem plant die Regierung, ähnlich wie in Norwegen "Gebiete auszuweisen, in denen autonome Schiffe und Systeme zu Testzwecken operieren können". Zeitlich will sie sich dazu aber noch nicht festlegen.
Für einen "regulären autonomen Schiffsverkehr" haben Bund und Länder laut dem Schreiben hierzulande noch keine Flächen ausgewiesen. Als attraktiv für die vollautomatisierte Schifffahrt schätzt die Regierung "nach ersten Gesprächen mit der Wirtschaft" vor allem "Stadtgebiete mit einem verzweigten Wasserstraßennetz" wie in Berlin, den Bereich der Unterelbe und großflächige Häfen wie in Hamburg ein. Nach den dadurch entstehenden Vorteilen müssten die Liberalen aber "die deutschen Marktakteure" befragen.
Juristische Hürden finden
An bestehende juristische Hürde für die schnellstmögliche Inbetriebnahme autonomer Boote nennt das Verkehrsministerium im internationalen Bereich das Regelwerk der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO). Deren Sicherheitsausschuss habe im Mai mit einer Analyse begonnen, welche international geltenden Vorgaben betroffen seien und geändert werden müssten. Auch für Deutschland sei der Regelungsbedarf noch nicht abschließend geklärt.
Im Bereich Forschung und Entwicklung von Systemen zur automatisierten Schifffahrt verweist die Regierung vor allem auf Förderprojekte im Rahmen des Maritimen Forschungsprogramms. Im Leitvorhaben "Fernsams" zum Einsatz ferngesteuerter Schlepper bei An- und Ablegemanövern großer Schiffe gehe es darum, vier automatisierte Zugmaschinen zusammen mit einem bemannten Leitfahrzeug aufs Wasser zu bringen und zu erproben. Mit berücksichtigt würden dabei auch gegebenenfalls nötige "Infrastrukturanpassungen im Hafen".
Darüber hinaus leisteten eine Reihe Projekte der Förderlinie "Echtzeittechnologien für die maritime Sicherheit" Beiträge zum Thema. Dabei gehe es etwa darum, echtzeitbasierte Messwerte zur elektronischen Navigation, Verkehrsleitung und Routenführung zu erfassen und zu verarbeiten, um einen Schiff-zu-Schiff-Datenaustausch auf hoher See zu ermöglichen. (mho)