Bundesweite Polizeiaktion gegen Kinderpornografie

Bei Wohnungsdurchsuchungen in allen 16 Bundesländern wurden zahlreiche Computer und Datenträger beschlagnahmt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 262 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Seit Montag wurden bundesweit Wohnungen von mehr als 1400 Personen durchsucht, die verdächtigt werden, für den Zugang zu kinderpornografischen Internetseiten bezahlt zu haben. Dies teilt das Bundeskriminalamt (BKA) heute mit. Bislang haben 14 Bundesländer dem BKA rund 1100 Durchsuchungen gemeldet, bei denen Computer, fast 47.000 Datenträger und 25.000 Videos sichergestellt wurden. In Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz wurde im Rahmen der Polizeiaktion jeweils ein aktueller Fall des sexuellen Missbrauchs bekannt.

Ausgangspunkt der Aktionen seien Ermittlungen des US Postal Inspection Service gegen die US-amerikanische Firma Landslide gewesen. Dabei habe belegt werden können, dass Landslide Zugang zu etwa 300 kinderpornografischen Websites bereitstellte. Auf diese Weise habe die Firma rund 5,5 Millionen US-Dollar erwirtschaftet. Der Geschäftsführer von Landslide war im August 2001 von einem US-Bundesgericht zu insgesamt 1335 Jahren Haftstrafe verurteilt worden, heißt es in der Mitteilung des BKA.

Das Bundeskriminalamt erhielt die Daten deutscher Tatverdächtiger durch Interpol und die US-amerikanischen Behörden und richtete die Sonderarbeitsgruppe "Pecunia" ein. Nach einer Analyse der Daten ergaben sich konkrete Verdachtsmomente gegen mehr als 1400 Personen in Deutschland. Gegen diese Personen wurden durch die jeweiligen Staatsanwaltschaften Ermittlungsverfahren eingeleitet, die nun in allen 16 Bundesländern zu Durchsuchungen führten.

Nach den Operationen mit den Arbeitsnamen "Artus" im März und "Twins" im Juli ist "Pecunia" bereits die dritte bundesweite Durchsuchungsaktion wegen Kinderpornografie in diesem Jahr. Dieses Verfahren zeige allerdings durch die kommerzielle Ausrichtung bei der Verbreitung von Kinderpornografie im Internet eine neue Dimension des Täterverhaltens, meint das BKA: Die Maßnahmen der Operation "Pecunia" richten sich gegen Personen, die verdächtigt wurden, für den Zugang zu kinderpornografischem Material Zahlungen zu leisten. Damit werde die kommerzielle Verbreitung von Kinderpornografie und somit auch der sexuelle Missbrauch von Kindern gefördert. Die Polizei will auch künftig nicht nur gegen die Hersteller und Verbreiter, sondern auch gegen Besteller von Kinderpornografie vorgehen, teilt das BKA weiter mit. (anw)