Burda, Holtzbrinck und MFD schmieden Allianz für Handy-TV über DVB-H

Die früheren Konkurrenten um die Sendelizenz wollen eine unabhängige DVB-H-Senderplattform errichten. Geschäftsführers des Joint Venture ist Pixelpark-Gründer Paulus Neef.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die MFD Mobiles Fernsehen Deutschland GmbH und die NEVA Media GmbH haben heute die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zur Einführung von mobilem Fernsehen in Deutschland vereinbart. Mit dem Zusammenschluss wollen die bisherigen Konkurrenten um entsprechende Rundfunklizenzen die Einführung von Mobile-TV über den Sendestandard DVB-H für 2008 in Deutschland sichern.

Hinter der NEVA Media stehen die Verlagshäuser Hubert Burda Media und Holtzbrinck, die zu je einem Drittel an der Berliner Firma beteiligt sind, weitere Anteile halten NEVA-Gründer Bernd Curanz, ehemals Geschäftsführer des Linux- und Digital-TV-Spezialisten convergence, und Paulus Neef. Der Pixelpark-Gründer zeichnet nun als Geschäftsführer der NEVA Media verantwortlich.

Die Kölner MFD strahlt bereits bereits Handy-TV-Programme im DMB-Standard aus (watcha TV) – allerdings lassen Programmvielfalt, Auswahl an Endgeräten und der Kundenzuspruch zu wünschen übrig. MFD hatte sein Interesse an der DVB-H-Austrahlungslizenz im Juni öffentlich bekundet und dabei bekannt gegeben, dass zwischenzeitlich der südafrikanische Medien- und Technologiekonzern Naspers als strategischer Investor bei MFD eingestiegen ist.

Die Ex-Konkurrenten NEVA Media und MFD loben in einer Presemitteilung die "gebündelte Medien- und Technologiekompetenz" und zugleich die "Unabhängigkeit des neuen Joint Venture": "Das Gemeinschaftsunternehmen versteht sich als neutraler Plattformbetreiber, dessen Services allen Programmanbietern und Telekommunikationsunternehmen offen stehen", kündigte Dr. Paul-Bernhard Kallen, Vorstand Technologie & Treasury der Hubert Burda Media an. "Spätestens" zur Fußball-EM 2008 soll das Handy-TV via DVB-H starten, verspricht MFD- Geschäftsführer Henrik Rinnert.

Voraussetzung für den Betrieb von Handy-TV in Deutschland ist zum einen eine Lizenz zum Betrieb eines Sendernetzes. Diese vergibt die Bundesnetzagentur (BNetzA). Am 1. August endete die Antragsfrist in der zweiten Stufe des laufenden Ausschreibungsverfahrens, dessen Ende noch 2007 erwartet wird. In der entsprechenden BNetzA-Verfügung 31/2007, die als PDF-Datei verfügbar ist, finden sich Details zum Frequenzsprektrum und Versorgungsauflagen: Als Versorgungsziel hat der Regulierer für Ende 2008 mindestens 50 Prozent der Bevölkerung einer jeden Hauptstadt der 16 Bundesländer sowie möglichst 20 Prozent der Bevölkerung der Bundesrepublik – jeweils mit "70 Prozent Ortwahrscheinlichkeit für indoor-Empfang" ausgegeben.

Parallel zum Verfahren der Bundesnetzagentur sind die Landesmedienanstalten für die Lizenzierung der Handy-TV-Programmveranstalter zuständig. Diese komplizierte Zweiteilung der Vergabeverfahrens ist Folge der föderalen Struktur der Bundesepublik, in der die Bundesländer die Rundfunkhoheit besitzen. Immerhin haben die Landesmedienanstalten angekündigt, schnellstmöglich den Weg für eine bundesweite DVB-H-Lizenz zu ebnen. (ssu)