CES: JVC löst Kopierschutzdebatte aus

In seinen neuen D-VHS-Recorder integrierte der japanische Unterhaltungselektronik-Konzerns einen neuen Kopierschutz, der die Konkurrenz abhängt.

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Von
  • Nico Jurran

Im seinen neuen D-VHS-Recorder integrierte der japanische Unterhaltungselektronik-Konzern einen neuen Kopierschutz, der die Konkurrenz abhängt.

Hochauflösendes Fernsehen, HDTV, ist in den USA bereits Realität, vorbespielte Medien aber sucht man bislang noch vergebens. In Frage kämen dabei derzeit wohl nur Videokassetten im digitalen D-VHS-Format, vor deren Veröffentlichung die Filmstudios aus Sorge vor Raubkopien aber bislang zurückscheut. Der Industrie missfällt diese zögerliche Haltung verständlicherweise, zumal das in den USA bislang auch noch recht magere Angebot an Fernsehprogrammen in HDTV die Mehrheit der Konsumenten bislang nicht so recht von der Notwendigkeit überzeugt, auf das hochauflösende Format umzusteigen.

Die Hersteller von HDTV-Geräten sind den Filmstudios daher bereits entgegengekommen: Geräte, die keinen eigenen MPEG2-Decoder besitzen und daher die HD-Videodaten an einen externen Decoder beziehungsweise ein HDTV-Fernseher mit eingebautem Decoder liefern müssen, verschlüsseln diese für den Weg. Bei einem Transport über Firewire kommt dabei die sogenannte "Digital Transport Copy Protection" zum Einsatz, auch bekannt als "5C".

Um die Entwicklung in die gewünschte Richtung voranzutreiben, entschloss sich JVC, Erfinder der Videoformate VHS und D-VHS, nun aber zu einem noch drastischeren Schritt: In seinen neuen D-VHS-Videorecorder HM-DH30000, Listenpreis 1999 US-Dollar, integrierte der japanische Unterhaltungselektronik-Konzern einen neuen Kopierschutz namens "D-Theater", bei dem auch der Inhalt der Kassette selbst noch einmal verschlüsselt wird.

Nach bislang unbestätigten Berichten haben sich mittlerweile mehrere Filmproduzenten entschlossen, vorbespielte D-VHS-Kassetten mit HDTV-Content herauszubringen, einige davon geschützt mit dem neuen D-Theater-System.

So sehr dies vielleicht die Käufer des HM-DH30000 freuen mag, so sehr ist Konkurrent Mitsubishi verärgert, der seinerseits den -- mit einem Listenpreis von 999 US-Dollar deutlich preiswerteren -- D-VHS-Videorecorder HSHD2000U auf dem US-Markt vertreibt. Dieses Gerät beherrscht D-Theater nicht und könnte daher entsprechend geschützte Kassetten nicht abspielen.

Bob Perry, Mitsubishis Marketing-Chef, äußerte sich verärgert über D-Theater. "Dies ist ein proprietäres Verschlüsselungsformat, das nur für Verwirrung im Handel sorgt und Konsumenten verunsichert, ob sich eine Kaufkassette wirklich im eigenen Recorder abspielen lässt oder nicht", so Perry.

JVC sieht dies erwartungsgemäß etwas anders: Man habe Mitsubishi, die ja sowieso von ihnen eine D-VHS-Lizenz erwerben mussten, D-Theater angeboten; das Unternehmen habe aber abgelehnt. Mitsubishi bestreitet dies nicht, gibt allerdings zu bedenken, dass es nicht im Interesse der Konsumenten sein könne, eine Technik in die D-VHS-Videorecorder einzubauen, das deren Verkaufspreis um 500 bis 600 US-Dollar in die Höhe treibt. Zudem würde das eigene Gerät, zumal selbst nicht mit einem MPEG2-Decoder ausgestattet, im Unterschied zum JVC-Recorder keine "ungeschützte" analoge HD-Ausgabe unterstützen.

JVC hat erreicht, dass der Kopierschutz mittlerweile Teil des D-VHS-Standards ist. (nij/c't) (wst)