CES: Panasonic entdeckt AV-Networking via Powerline

Auf seiner CES-Eröffnungsrede demonstrierte Matsushita-Manager Fumio Ohtsubo, wie kommende Geräte der Marke Panasonic hochauflösende Videos über das Stromnetz in verschiedene Räume des Heims schicken.

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Von
  • Nico Jurran

Matsushita-Manager Fumio Ohtsubo nahm sich bei seiner Rede zur Eröffnung der Consumer Electronic Show 2004 (CES) erst einmal Zeit, bevor er auf die Produktneuheiten und geplanten Entwicklungen der Konzernmarke Panasonic zu sprechen kam. Dabei war das zentrale Thema dem anwesenden Fachpublikum eigentlich schon von Beginn an klar: Immerhin ist Herr Ohtsubo auch Präsident der Panasonic AVC Network Company, der Netzwerk-Abteilung von Panasonic. Dennoch ließ es sich der Japaner nicht nehmen, durch aufgezeichnete Interviews mit Konsumenten zu beweisen, dass es Menschen gibt, die alle Geräte miteinander verbinden wollen. So lustig wie bei dem Einspieler während der Voreröffnungsrede von Bill Gates, in dem ein Microsoft-Team um den Firmengründer durch Vernetzung dutzender Geräte schließlich erfolgreich einen Toaster steuert, wurde es dann aber nicht.

Immerhin hat Panasonic nach Ansicht von Ohtsubo mit der SD-Card ein Medium zum einfachen Datenaustausch zwischen verschiedenen Gerätekategorien zur Hand. Bereits von der c't 25/03 getestet, wurde das Zusammenspiel zwischen Panasonics d-snap-Camcordern und dem DVD-Videorekorder DMR-E100 aus gleichem Hause, das hier noch einmal demonstriert wurde. Für die reine Wiedergabe der Audio- und Videodaten stattet Panasonic aber künftig auch Digital-TVs mit einem SD- sowie PC-Card-Slot aus. Eine neue Bedienoberfläche soll bei kommenden Rekordern zudem eine einfachere Navigation durch die Inhalte auf Speicherkarte, Festplatte oder DVD-RAM ermöglichen. So bekommt man nicht nur Thumbnails der einzelnen Video-Files, die kleinen Vorschaubildchen laufen sogar los, wenn man mit dem Cursor darüber fährt.

Etwas merkwürdig mutete hingegen die Präsentation des Prototypen eines SD-Mini-Camcorders an, der hochauflösende Videos auf SD-Card speichern kann. Immerhin halten selbst die Japaner hierbei eine 4-GByte-Speicherkarte für notwendig, während Panasonic im Laufe des Jahres endlich die 1-GByte-Version in den nordamerikanischen Handel bringen möchte -- für stolze 599 US-Dollar. Hierzu noch eine kleine Randnotiz: SanDisk erklärte gegenüber heise online, eine solche Karte bereits in ein bis zwei Wochen in den US-Laden zu haben.

Als nicht gerade neu erwies sich wiederum die Aussage, dass Konsumenten Verkabelungsorgien hassen. Fumio Ohtsubo wollte damit nach eigener Aussage aber auch vor allem zeigen, dass Panasonic nach dem Motto "ideas from life, ideas for life" auf Kundenwünsche höre. Im "life stream"-Netzwerk-Konzept der Japaner sollen daher nicht nur LAN- und WLAN-Verbindungen eine Rolle spielen, die nach Ansicht von Ohtsubo für den Kunden ebenfalls nicht immer einfach zu realisieren seien. Etwas Resignation konnte man mit bösem Willen zudem aus den Worten des AVC-Network-Präsidenten heraushören, dass man mit WLAN auch nicht immer alle Räume eines Hauses erreiche.

Panasonic hat daher die Powerline Communication für sich entdeckt und will über entsprechende Homeplug-AV-Lösungen beim geplanten AVC-Netzwerk auch hochauflösende Videos vom Server an verschiedene Clients im Haus übertragen. Bei einer maximalen Datenrate von 170 MBit/s ließen sich dabei nach Angaben von Panasonic sogar mehrere HD-Datenströme parallel übertragen. Entsprechender HD-Adapter funktionierten bei der Vorführung einwandfrei: Nach einer Initialisierungsphase von einigen Sekunden übermittelte eine Gerät ein HD-Video ohne Störungen zum anderen.

Zum Abschluss präsentierte Panasonic noch Prototypen zweier neue Fernbedienungen: Das eine Modell kam dabei in der Form eines Stiftes daher und wird über verschiedene Ringe und Tasten bedient. Pansonic entwickelte passend dazu eine Bedienoberfläche mit rotierenden Menüs. Die zweite Fernbedienung ist ein Touchscreen-Modell von der Größe eines PDAs, dass von dem jeweiligen AVC-Receiver im Raum drahtlos Zusatzinformationen zum laufen Programm erhält. Wie Fumio Ohtsubo demonstrierte, kann es sich dabei auch um Werbung handeln, auf die der Konsument dann per Knopfdruck reagieren kann: Auf Tastendruck schickt die Fernbedienung an den AVC-Receiver die Anfrage nach weiteren Informationen, die über den Server mit Internet-Verbindung an den Werbenden weitergeleitet wird. Vielleicht dachte Ohtsubo bei seinem recht mystischen Satz "It's all about daddys, daughters and dreams" ja an seine Töchter, die auf diesem Wege über das Fernsehen shoppen und dabei seine Kreditkarte belasten. (nij)