Chang'e 6: Chinesische Raumkapsel mit Mondgestein zurück auf der Erde

Nach 53 Tagen im All ist die Rückholsonde der Mission Chang'e 6 zurückgekehrt – erstmals mit Gesteinsproben von der Rückseite des Mondes.

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Illustration der Mondmission

Illustration eines der vielen Manöver im Verlauf der Mission von Chang'e 6.

(Bild: CNSA)

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Eine Kapsel des chinesischen Raumschiffs Chang'e 6 ist mit Gesteinsproben von der Rückseite des Mondes zur Erde zurückgekehrt. Die Kapsel landete am Dienstagnachmittag (Ortszeit) in der Steppe der Inneren Mongolei, berichtet die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Die chinesische Weltraumagentur werte die Mission als vollen Erfolg.

Der Lander des nach der chinesischen Mondgöttin benannten Raumschiffs Chang'e 6 hatte am 2. Juni auf dem Mond aufgesetzt und anschließend die Gesteinsproben gesammelt. Die Kapsel war am 4. Juni gestartet, erreichte Umlaufbahn um den Mond und kehrte zum Orbiter zurück. Dort übergab sie die Probe, trennte sich wieder vom Orbiter und landete wieder auf dem Mond, um Weltraummüll zu vermeiden. Der Orbiter wiederum war gekoppelt mit einer speziellen Rückholsonde. Beide verblieben 13 Tage lang im Mondorbit, um den geeigneten Zeitpunkt für eine Rückkehr zur Erde abzupassen. Nach zwei Mond-Erde-Manövern trennte sich die Rückholsonde vom Orbiter und landete mit der Probe auf der Erde, schildert Xinhua.

China hatte zuletzt im Dezember 2020 Gesteinsproben vom Mond zur Erde gebracht. Davor war dies bereits den USA und der Sowjetunion in den 1960er- und 1970er-Jahren gelungen. Erstmals waren nun Proben von der erdabgewandten Seite des Mondes an Bord, von denen sich Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Entstehungsgeschichte des Erdtrabanten erhoffen.

Basierend auf den geologischen Merkmalen der Landestelle im Südpol-Aitken-Becken (SPA) des Mondes gehen chinesische Forscher davon aus, dass die zurückgebrachten Proben aus 2,5 Milliarden Jahre altem Vulkangestein bestehen werden. Auch Spuren früherer Meteoriteneinschläge könnten in den Proben enthalten sein.

Es gebe "erhebliche Unterschiede" zwischen der erdzugewandten und der erdabgewandten Seite des Mondes, und zwar hinsichtlich der Krustendicke, der vulkanischen Aktivität und der Zusammensetzung des Bodens, schreibt der chinesische Geologe Yue Zongyu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften im Wissenschaftsmagazin "The Innovation". Proben mit Spuren von Meteoriten könnten letztendlich nicht nur Informationen über die Evolution des Mondes liefern, sondern auch neue Erkenntnisse über die Entstehung des gesamten inneren Sonnensystems, erklärte Yue.

Mit der Rückkehr der Kapsel zur Erde schließt China bereits seine sechste Mondmission seit 2007 ab. Zuletzt hatte "Chang'e-5" 2020 Proben von der Vorderseite des Mondes zur Untersuchung zur Erde gebracht. Zuvor war 2019 mit "Chang'e-4" erstmals ein Rover auf der Rückseite des Mondes gelandet und hatte dort das Terrain erkundet.

Mondlande-Missionen gelten als äußerst diffizil. In jüngster Vergangenheit hatten mehrere Mondsonden aus Indien, Israel, Japan und Russland nicht wie geplant ihr Ziel erreicht. Yang Wei, Forscher am Institut für Geologie und Geophysik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, erläuterte laut Xinhua, der Mond sei seit Jahrhunderten in der chinesischen Kultur verwurzelt. Das belege die mythologische Erzählung der Frau Chang-e, die zum Mond reiste und ihn bewohnte.

(anw)