Twitter: Musk feuert Ingenieur, weil seine Tweets so wenig angesehen werden

Intern kommt Twitter einfach nicht in ruhigeres Fahrwasser. Einem Bericht zufolge ist die Lage extrem angespannt, man kann jederzeit gefeuert werden.

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(Bild: kovop58/Shutterstock.com)

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Twitter kommt auch mehr als drei Monate nach der Übernahme durch Elon Musk offenbar nicht zur Ruhe: Erst vor wenigen Tagen habe der US-Milliardär einen Entwickler entlassen, weil die Tweets von Musk selbst zu selten aufgerufen worden seien, berichtet das US-Magazin Platformer unter Berufung auf anonyme Quellen. Musk habe Angestellte versammelt, um in Erfahrung zu bringen, warum seine Tweets weniger oft angesehen werden. Einer der beiden verbliebenden leitenden Ingenieure habe dann spekuliert, dass das Interesse an Musk einfach insgesamt zurückgegangen sei. Das zeigten auch die Google-Trends. "Du bist entlassen, du bist entlassen", habe Musk daraufhin geantwortet.

Das von diesem konkreten Fall gezeichnete Bild eines Konzerns, bei dem die persönlichen Launen des Chefs die wichtigste Entscheidungsgrundlage sind, wird durch weitere Zitate bestätigt. So berichtet ein Angestellter, dass Musk manchmal erkläre, "diese eine Person auf Twitter hat gesagt, dass sie diese eine Sache auf Twitter nicht erledigen kann". Dann müsse man herumrennen und diesen speziellen Nutzungsfall lösen: "Das ergibt keinen Sinn." Es gebe keine langfristige und stringente Strategie, stattdessen sei man bei Twitter konstant mit drei Sachen beschäftigt: "Feuer löschen (weil die falschen Leute entlassen wurden), unmögliche Aufgaben erfüllen und die 'Effizienz verbessern', ohne dass es dafür klare Vorgaben gibt." Man bewege sich "von einer brennenden Mülltonne zur nächsten".

Wer sich in den Fluren der Twitter-Zentrale über den Weg laufe, frage sich aktuell nur noch gegenseitig, wo man sich beworben habe und von wo es Angebote gebe. Wenn die Situation auf dem IT-Arbeitsmarkt nicht so schlecht wäre, wären viele schon weg, heißt es. Wer eine Frage von Musk beziehungsweise dessen Vertrauten bekomme, wäge ab, ob die richtige oder die "sichere Antwort" besser ist. "Was ist die Antwort, für die man mit der geringsten Wahrscheinlichkeit gefeuert wird?", hat das ein Angestellter gegenüber Platformer ausgedrückt. Gleichzeitig gebe es aber auch Vorteile beim "neuen" Twitter, so habe es früher viel zu oft Ausschüsse gegeben, die zu nichts geführt hätten. Wenn man jetzt etwas verbessern möchte, könne man das einfach machen – mögliche unerwartete Konsequenzen aber inbegriffen.

Die Episode mit dem gefeuerten Entwickler und Musks Ärger über das fallende Interesse verdeutlichen unterdessen, dass die Anzeige der Anzahl der Ansichten eines Tweets einen ganz anderen Effekt hatte, als Musk prophezeit hat. Als Twitter die Angabe im Dezember hinzugefügt hat, meinte er, damit würde erkennbar, dass der Kurznachrichtendienst "lebendiger ist, als es aussehen könnte". 90 Prozent der Nutzer und Nutzerinnen würden nur mitlesen, aber nicht twittern, antworten oder liken. Inzwischen machen die Zahlen aber deutlich, wie groß die Differenz zwischen der Zahl der Follower eines Accounts und der Ansichten der Tweets ist. Auffallend ist etwa, dass auch Beiträge von Accounts mit Dutzenden Millionen Followern regelmäßig nur wenige Zehn- oder Hunderttausendmal gesehen werden.

(mho)