China will nationale Covid-Ortung deaktivieren

Peking hat angekündigt, ein System zu deaktivieren, das die Bewegungen der Menschen während der Corona-Pandemie verfolgt hat. Es ist ein symbolischer Schritt.

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Personen mit weißen Hazmat-Schutzanzügen auf einer leeren Straße in China

(Bild: Robert Way/Shutterstockcom)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

China rückt weiter von seiner umstrittenen Null-Covid-Politik ab. Am Montagabend wird eine nationale App zur Bewegungsverfolgung, die seit drei Jahren in Betrieb ist, offline gehen. Das berichtet die britische BBC. Dabei handelt es sich nicht um eine "App" im eigentlichen Sinne, sondern eher um eine Backend-Infrastruktur, die mit einem WeChat-Plugin genutzt wird.

Dem BBC-Bericht zufolge galt diese staatliche Communications Itinerary Card, die anhand von Telefonsignalen feststellt, ob jemand in ein Gebiet gereist ist, das als Risikogebiet eingestuft ist, als zentraler Bestandteil der chinesischen Null-Covid-Politik. Die Menschen mussten ihre Telefonnummern eingeben, um einen grünen Pfeil zu erhalten, der anzeigte, dass sie zwischen den Provinzen reisen und an Veranstaltungen teilnehmen durften.

Infolge von Protesten in zahlreichen Städten in China gegen die strikten Coronamaßnahmen kündigte die Führung in Peking zuletzt eine Reihe von Lockerungen an. Ein Brief von Foxconn-Gründer Terry Gou an die chinesische Führung soll einen wichtigen Beitrag dazu geleistet haben. Foxconn ist einer der wichtigsten Konzerne in China.

Nach Demonstrationen gegen die strikten Coronaregeln im größten iPhone-Werk der Welt und einem Brand in einem Hochhaus in Ürümqi, der Hauptstadt der westlichen Region Xinjiang, bei dem im November zehn Menschen ums Leben kamen, waren die Menschen vielerorts in China auf die Straße gegangen. Die seit langem bestehenden Corona-Beschränkungen wurden dafür verantwortlich gemacht, dass die Rettungsarbeiten behindert wurden.

Weil es den Protestierenden gelang, den immensen Zensurapparat im Reich der Mitte mit Berichten zu überwältigen, war der Druck auf die Führung gestiegen, die strikte Null-Covid-Politik zu lockern. Künftig können Menschen mit Covid sich zu Hause isolieren, statt in staatlichen Einrichtungen, und die Massentests wurden weitgehend gelockert.

Mit der Aufhebung zahlreicher Covid-Beschränkungen wird das Reisen zwischen den Provinzen erleichtert und die nationale Bewegungsverfolgung wurde von den Behörden als überflüssig eingestuft.

Der Schritt ist höchst symbolisch, werde aber keine großen Auswirkungen auf das tägliche Leben der Menschen haben, da lokale Kontaktverfolgungsapps in den Städten in ganz China weiterhin genutzt würden, schreibt die BBC. Demnach nutzen immer noch viele Menschen die von ihrer Stadt oder Provinz betriebenen Scansysteme, um Zugang zu lokalen Einrichtungen und öffentlichen Gebäuden zu erhalten. Trotz der Lockerung der Maßnahmen gilt China immer noch als eines der Länder mit den strengsten Covid-Beschränkungen weltweit.

(akn)