Chinesische Raketenstufe offenbar vor den Philippinen ins Meer gestürzt
Bis kurz vorher war unklar, wo die Hauptstufe der großen chinesischen Rakete abstürzen würde. Dann konnten viele Menschen die abstürzenden Trümmer sogar sehen.
Nachdem sie eine Woche lang unkontrolliert um die Erde getaumelt war, ist eine große chinesische Raketenstufe am Samstagabend (MESZ) offenbar nahe den Philippinen ins Meer gestürzt. Das legen Mitteilungen des US-amerikanischen Space Command und chinesischer Behörden nahe. Während das Space Command auf Twitter von einem Absturz über dem Indischen Ozean spricht, nennt Chinas Agentur für die bemannte Raumfahrt eine konkrete Absturzstelle. Die liegt in der sogenannten Sulusee, wenige Dutzend Kilometer südlich der philippinischen Insel Palawan. Von der NASA kam umgehend vergleichsweise deutliche Kritik, die China Unverantwortlichkeit unterstellte. Bis kurz vor dem Absturz war unklar, wo die Trümmer einschlagen würden, sie hätten auch bewohntes Gebiet treffen können.
Versteckte und weniger versteckte Kritik
Die mehr als 20 Tonnen schwere Raketenstufe, war vor einer Woche zum Einsatz gekommen, als China das zweite von drei Modulen seiner Raumstation ins All gestartet hat. Die dafür verwendete Rakete des Typs "Langer Marsch 5B" ist von China nicht so konstruiert, dass die Hauptstufe nach dem Start kontrolliert in den Ozean stürzt – so wie es die anderen raumfahrenden Nationen machen. Stattdessen rast sie tagelang um die Erde, wird dabei langsam abgebremst und stürzt schließlich irgendwo über der Erde ab. Weil die größtenteils von Ozean bedeckt ist, besteht zwar nicht automatisch Gefahr für Land oder gar bewohntes Gebiet, aber das Risiko ist vergleichsweise hoch. Gleichzeitig handelt es sich um ein ziemlich großes Objekt, unter allen unkontrolliert abgestürzten der Geschichte waren lediglich fünf größer – fast nur Raumstationen.
Der Absturz, bei dem wohl Trümmer mit einem Gesamtgewicht von bis zu neun Tonnen die Erdoberfläche erreicht haben, wurde nun offenbar von vielen Menschen vor Ort beobachtet. Im Internet kursieren bereits mehrere Videos eines vermeintlichen Meteorschauers, bei dem es sich um die auseinanderbrechende Raketenstufe handeln dürfte. Das US Space Command verwies auf Twitter an die Volksrepublik China für "weitere Details zu den technischen Aspekten des Absturzes, wie zum Beispiel zur Streuung der Trümmer und dem Einschlagsort". NASA-Chef Bill Nelson kritisierte, dass China vorab keine Informationen über die Flugbahn der Raketenstufe weitergegeben habe. Alle Raumfahrtnationen sollten sich an etablierte Praktiken halten, forderte er noch.
(mho)