Chip-Perspektiven: 3 GHz und mehr

Die Rekordmeldungen überschlagen sich: 100mal kleinere Transistoren und Chips mit 64 Milliarden Transistoren und 3,6 GHz in 15 Jahren.

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Von
  • Andreas Stiller

Die Rekordmeldungen überschlagen sich: Kaum war die Kunde vom kleinsten Transistor aus den Bell Labs über den Ticker gegangen, meldeten sich Wissenschaftler aus Berkeley, die mit einer neuen Technik namens FinFET noch wesentlich kleinere Transistor-Strukturen realisieren können: etwa 100mal kleiner als bisher üblich. Die "Gatter"-Länge beträgt mit nur 18 nm etwa ein Zehntel der bisherigen und liegt auch weit unter den 50 nm, die in den Bell Labs erzielt wurde. Aber es dürfte noch einige Jahre dauern, bis sich die FinFET-Technologie aus den Labs zu den Fabs durchgetunnelt haben wird.

In der Mooreschen Terminologie bedeutet der Verkleinerungsfaktor 100 etwa einen Entwicklungssprung von 10 Jahren (1,5 * ld(100)). Das nach dem Intel-Gründer Gorden Moore benannte "Gesetz" aus den 60er Jahren postuliert eine Verdoppelung der Chip-Komplexität alle 18 Monate. In den letzten 30 Jahren erwies sich das Gesetz als nahezu gültig, wenngleich etwas zu optimistisch -- c´t konnte am Beispiel der Intel-Prozessoren nur eine Verdopplung alle 2,2 Jahre nachweisen, siehe "Prozessor, quo vadis", c´t 20/98, S. 54.

In letzter Zeit wurden erhebliche Zweifel an der weiteren Gültigkeit des Mooreschen Gesetzes laut. Doch in einer Studie, der "industry group's technology road map", schrieb Intels Technologie-Stratege Paolo Gorgini jetzt das Mooresche Gesetz für wenigstens 15 Jahre fort: Chips mit 64 Milliarden Transistoren und 3,6 GHz Takt werde es im Jahre 2014 geben. Das weicht ziemlich von früheren Einschätzungen aus dem Hause Intel ab. Gordon Moore selbst hatte noch voriges Jahr sein Erwartung geäußert, dass erst gegen 2020 Chips mit mehr als 1 Milliarde Transistoren zu erwarten seien.

Die von Gorgini bezifferte Taktsteigerung auf 3,6 GHz allerdings bleibt erheblich hinter früheren Vorhersagen zurück, so etwa Intels Studie Micro 2011 aus dem Jahre 1998, die 10 GHz bereits für 2011 vorausgesagt hatte. Die Steigerung von jetzt 733 MHz auf 3,6 GHz, also um Faktor 5 in 15 Jahren würde nur noch eine Verdoppelung alle 6,5 Jahre bedeuten. Hier wirken sich offenbar doch allmählich unüberwindbare physikalische Grenzen wie etwa die Lichtgeschwindigkeit aus. (as)