"Chips of History" hinter Glas

Im Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn ist seit heute eine Sonderausstellung mit Serien von Hinterglasbildern zu sehen, in denen der Künstler Emil Schult die Miniaturisierung der Computerchips reflektiert.

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Von
  • Detlef Borchers

Im Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) in Paderborn ist seit heute die Sonderausstellung "Chips of History" zu sehen, eine Serie von Hinterglasbildern, in denen der Künstler Emil Schult die Miniaturisierung der Computerchips refelektiert, die nicht nur Moores Gesetz folgt. Zur Vernissage veranstaltet der Beuys-Schüler, der acht Jahre lang mit der Gruppe Kraftwerk gearbeitet hat, zusammen mit Lothar Manteuffel von der Gruppe Rheingold heute Abend eine musikalische Einführung in das Thema.

Zur Hinterglasmalerei fand der 1946 geborene Emil Schult, als er nach seinem Ausstieg bei Kraftwerk den Film "Es gibt nur ein Wasser" über aussterbende Fisch- und Schildkrötenarten drehte. Die Idee war, Die Letzten ihrer Art mit genauen Bildern der Letzten ihrer Art zu konfrontieren. Dabei entdeckte Schult wie fein ziseliert Mikrostrukturen auf Plexiglas gemalt werden können. In der Fortsetzung dieser Arbeit malte Schult die Chipentwicklung auf Glas, von Shockleys Transistor über den ersten integrierten Schaltkreis bis zum ersten Pentium und zum "Chip of Vision" einem Chip, der die Menschenrechte symbolisiert und menschenrechtsfeindliche Chips wie etwa RFID-Tags auskontert.

"Ich male die Meilensteine der Mikroelektronik und will mit den Bildern die Gefahren verdeutlichen, die von der bedingungslosen Unterwerfung unter die Computertechnik ausgehen. Ein Menschenrechts-Chip klingt seltsam, ist aber der Gegenpol zur Auffassung, dass alles schneller und kleiner werden muss," erklärt Schult. Moores Gesetz verdeutlicht er mit einer Bodenskulptur eines ins Unsichtbare schrumpfenden EEPROM -- ein hübscher Gegensatz zur "LED-Pagode", die Intel selbst zur Feier des Jubiläums im HNF installiert.

Schult sieht sich nicht als Technologiefeind, sondern als Künstler, der auf Technologie reagiert. "Als wir mit Kraftwerk ins Kernforschungszentrum Jülich eingeladen waren, fanden wir Radioaktivität ganz toll und haben entsprechend das Album 'Radioaktiv' gemacht. Danach setzte das Nachdenken ein; ich gehörte zum Beispiel zu den Mitbegründern des europäischen Solarpreises. Chips waren toll als Mittel, wirklich elektronische Musik gegen den Amerikanismus der Popmusik zu machen. Heute ist Deutschland auf dem Weg in die Überwachungsgesellschaft. Diese Technik führt eine große Traumatisierung herbei." (Detlef Borchers) / (pmz)