Cisco: Mit Volldampf voraus

Cisco, Marktführer bei Internet-Equipment, will im nächsten Jahr 20 bis 25 weitere Firmen aufkaufen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Cisco, größter Hersteller von Internet-Equipment, hat offensichtlich noch große Pläne: In einem Analysten-Briefing, das Cisco gestern veranstaltete, kündigte Firmenchef John Chambers an, im nächsten Jahr 20 bis 25 weitere Firmen aufkaufen zu wollen, um bestimmte Technologien in das eigene Portfolio zu integrieren. Damit will Cisco offensichtlich eine Strategie fortstetzen, die das Unternehmen schon in den letzten Jahren verfolgte: Dort, wo es Lücken im eigenen Angebot gibt, kauft Cisco entsprechende Firmen auf. So geschehen etwa bei den drahtlosen Netzen mit der Übernahme von Proxim oder beim bislang teuersten Einkauf, der Akquisition von Cerent für 6,9 Milliarden US-Dollar.

Besonders dieser Zukauf zeigt den Bereich, in dem Cisco wohl auch die nächste Zeit shoppen wird: Cerent ist Spezialist für Router und Switches, die optische mit herkömmlichen Netzen verbinden. Gerade im Bereich Wavelength Division Multiplexing (WDM), der Technik für optische Netze, die Datenraten im Bereich von mehreren Terabit pro Sekunde ermöglichen soll, hat Cisco gegenüber Konkurrenten wie Lucent und Nortel bislang noch das Nachsehen. Vizepräsident Don Listwin äußerte sich auf dem Analysten-Meeting widersprüchlich:" Wir brauchen WDM nicht"; erklärte er, betonte aber gleichzeitig, dass diese Technik sehr wohl ein Thema für das Unternehmen sei: "Wir würden WDM gerne haben [...]. In den nächsten 12 Monaten müssen wir entscheiden, was wir tun werden."

Jedoch gibt es für die Finanzverantwortlichen von Cisco wohl ein Problem: Aufkäufe werden immer teuerer. Wie schon die Übernahme von Cerent zeigte, sind Firmen, die im Bereich der optischen Netze aktiv sind, keine Schnäppchen. Cisco soll zwar starkes Interesse am WDM-Hersteller Ciena und an der europäischen Firma Italtel haben, Listwin betonte aber, Cisco sei nicht bereit, weiterhin überhöhte Preise zu zahlen. Dem Kaufpreis von Cerent von fast 7 Milliarden US-Dollar stand beispielsweise nur ein Umsatz der Firma von 10 Millionen US-Dollar gegenüber. "Wir lassen uns nicht zu irgendwelchen irrationalen Aktivitäten verlocken", meinte Listwin, und fügte hinzu, es wäre weitaus einfacher, Entscheidungen zu fällen, wenn es vernünftige Firmenbewertungen gäbe.

Trotzdem betonte Litwins Chef Chambers, dass sich die Strategie seines Unternehmens nicht ändern werde. Trotz der hohen Preise, die bei Firmenaufkäufen momentan zu bezahlen seien, werde Cisco weiterhin auch durch Übernahmen wachsen: "Wir sind in der Lage, nahezu jede Firma aufzukaufen, die auf dem Markt auftaucht." Die Börsenmakler jedenfalls scheinen mit dem Kurs der Cisco-Führung zufrieden zu sein. Die Firma übertraf mit dem Abschluß für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2000 selbst die hochgesteckten Erwartungen der Börsianer; Ende November erreichte Cisco mit 88,5 US-Dollar pro Aktie als dritte Firma in den USA einen Börsenwert von über 300 Milliarden US-Dollar. In den letzten 3 Monaten stieg der Aktienkurs um über 32 Prozent; inzwischen steht die Aktie sogar bei über 91 US-Dollar (Stand 1. Dezember) -- ein Gewinn von 2,5 Prozent gegenüber dem Vortag. (jk)