Prozessautomatisierung: Die Cloud hinter der neuen Camunda Platform 8

Camunda Platform 8.0 basiert auf der Cloud-Offerte mit Zeebe und entledigt sich damit der Fesseln der als Activiti-5-Abspaltung gestarteten Architektur.

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Als Meilenstein feiert Camunda die Vorstellung seiner Camunda Platform 8. Mit ihr ruft der in Berlin ansässige Anbieter für seine Software zur Prozessautomatisierung nichts weniger als „das Zeitalter des universellen Prozessorchestrators“ aus.

Die Idee dahinter: Camunda Platform 8 soll Unternehmen beim Aufbau einer skalierbaren, resilienten – also ausfallsicheren – Automatisierung komplexer Geschäftsprozesse über alle relevanten IT-Systeme hinweg unter die Arme greifen. Das klingt ambitioniert, ist aber nicht wirklich neu. Denn im Prinzip steckt hinter der neuen Plattform-Generation mehr oder minder ein Update der vor knapp einem Jahr gestarteten SaaS-Lösung zur Prozessautomatisierung.

Mit dem jetzigen Schritt verknüpft der Hersteller die langfristige Produktstrategie unmissverständlich mit der Architektur hinter der Camunda Cloud. Selbst wenn die Camunda Platform 7 offiziellen Angaben zufolge noch mindestens fünf Jahre parallel unterstützt werden soll und prinzipiell beide Versionen von Camunda-Lizenznehmern verwendet werden können, empfehlen die Berliner ihre Platform 8 für neue Projekte. Das heißt: Anwender der aktuellen Plattform-Umgebung müssen sich langsam mit dem Gedanken eines Wechsels anfreunden.

Release-Stränge Camunda Platform 7, Camunda Platform 8 und Camdunda Cloud

(Bild: Camunda)

Der größte Einschnitt stellt hier der Sprung auf die Workflow-Engine Zeebe dar, einem von den Berlinern initiierten Open-Source-Projekt für eine Microservices-Orchestrierung. Die Engine skaliert laut Unternehmensangaben den Durchsatz von Prozess-Transaktionen linear durch Hinzufügen von Cluster-Knoten und soll so Verarbeitung einer „unbegrenzten“ Anzahl von Transaktionen bei gleichbleibend niedrigere Latenzzeiten bieten. Zudem ist die Architektur für Failover-Szenarien mit einer Georeplikation über Rechenzentren hinweg vorbereitet. Dazu nutzt Zeebee eingebaute Cluster-Features und speichert die Daten als Workflow-relevanten Ereignisstrom direkt auf den jeweiligen Server-Instanzen (Broker). Die neue Workflow-Engine ist zur Datenspeicherung folglich nicht mehr auf eine externe Datenbank angewiesen. Camunda Platform 7, die vor rund neun Jahren als Abspaltung vom Java-basierten Workflow-Management-System Activiti startete, kann zwar grundsätzlich auch als Cluster aufgesetzt werden. Allerdings müssen alle Workflow-Engines eines Clusters hier mit derselben relationalen Datenbank-Instanz verknüpft werden, die sich somit im Betrieb als Single Point of Failure und architektonischer Engpass entpuppen könnte.

Zeebe wurde von Camunda bereits mit der SaaS-Version der Prozessmanagementsoftware vor Jahresfrist eingeführt. Mit Camunda Platform 8, hinter der im Prinzip das Release 1.4 der Cloud-Variante steckt, werden eine Reihe weiterer Neuerungen im Vergleich zu Cloud 1.3 sowie Platform 7 eingeführt. Beispielsweise ist jetzt eine Pufferung von Nachrichten möglich, um die Ereignisnachricht erst zu senden, wenn der jeweilige Teilschritt in komplexen Prozessszenarien für den Empfang bereitsteht. Das neue Plattform-Release unterstützt außerdem eine Art universeller Konnektivität, um das Programmieren von Adaptoren zu anderen Anwendungsprogrammen oder Messaging-Plattformen zu vereinfachen. In Vorbereitung ist ein Integrationsframework, um Konnektoren per SDK in der bevorzugten Programmiersprache entwickeln und diese dann in gesamten Organisation zur Wiederverwendung bereitstellen zu können. Von Hause aus will der Hersteller mit der Plattform eine Reihe vordefinierter Konnektoren bereitstellen, die sich direkt für die Prozessmodellierung heranziehen lassen: Als Erstes sind sie für REST und SendGrid in dem Web Modeler-Tool verfügbar. Neu in dem Werkzeug ist auch das Simulationsfeature, um die Arbeitsweise modellierter Prozessabläufe mithilfe eines visualisierten Tokens zu kontrollieren.

Camunda Platform 8 lässt sich wahlweise als SaaS-Anwendung oder im Eigenbetrieb nutzen. Das SaaS-Angebot wird in Google Cloud gehostet. Eine für 30 Tage kostenlose Testoption ist verfügbar. Der organisationsinterne SaaS-Dienst kann alternativ auf der internen Infrastruktur oder bei einem beliebigen Cloud-Anbieter wie Google Cloud, AWS oder Microsoft Azure eingerichtet werden. Als Betriebsumgebung wird hier Kubernetes empfehlen.

(fo)