Commodore wehrt sich gegen Insolvenz

Ein Gericht im niederländischen ’s-Hertogenbosch hat bereits einem Antrag auf Zahlungsunfähigkeit stattgegeben. Doch Commodore will sich nun mit den klagenden Gläubigern geeinigt haben und fordert eine Aufhebung des Entscheids.

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Von
  • Jan-Keno Janssen

Eigentlich hat ein Gericht im niederländischen 's-Hertogenbosch bereits die Zahlungsunfähigkeit von Commodore International BV bestätigt, nachdem drei Gläubiger zuvor ein Insolvenzverfahren beantragt hatten. Doch Commodore wehrt sich nun mit dem Argument, dies sei alles nur ein Missverständnis gewesen. Es habe "Verfahrensfehler" gegeben, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Commodore betont, dass man sich mit den Gläubigern bereits geeinigt habe und dabei sei, Einspruch gegen das Insolvenzverfahren einzulegen.

Für Commodore geht es um viel: Die Insolvenz würde den Verlust des berühmten Markennamens bedeuten. Zwar sind die verbundenen Firmen Commodore International Corporation (CIC) und Commodore Gaming (hier hält CIC 49 Prozent) nicht direkt von dem Insolvenzverfahren betroffen (dieses gilt nur für die Commodore International BV) – doch falls die Insolvenz nicht abgewendet werden kann, dürften auch die anderen Commodore-Firmen den klangvollen Namen nicht mehr verwenden.

Commodore war schon einmal pleite: Nach den für das Unternehmen goldenen 80er-Jahren hatte die Firma 1994 Insolvenz angemeldet. Die Markenrechte gingen danach zuerst an Escom, dann an Tulip und Ende 2004 schließlich für 24 Millionen Euro an Yeahronimo Media Ventures über – laut der niederländischen Tageszeitung Het Parool soll Tulip von dieser Summe aber erst 4 Millionen erhalten haben, auf die restlichen 20 Millionen warte man noch. Ob Tulip zu den drei vom Gericht genannten Gläubigern gehört, ist derzeit nicht bekannt.

Dabei hatte Yeahronimo Großes vor: Nachdem sich die Firma im Oktober 2005 in "Commodore International Corporation" umbenannt hatte, wollte man mit dem Medienportal commodoreworld.com auftrumpfen, über das die sogenannten Gravel-Mediaplayer des Unternehmens mit Videos und Musik versorgt werden sollten. Doch seit der Ankündigung vor über einem Jahr tut sich hier wenig bis gar nichts; wer ein Content-Abo abschließen will, wird mit einem "coming soon" vertröstet.

Auch sonst gibt es Widersprüchliches im Zusammenhang mit der jüngsten Commodore-Reinkarnation: So teilte CIC etwa im Geschäftsbericht für das Jahr 2006 mit, den Elektronik-Zulieferer Phillar übernommen zu haben. Im Januar 2008 gab Commodore in einer Pressemitteilung bekannt, man habe den Geschäftsführer der Tochterfirma Phillar entlassen, ein neuer sei bereits nominiert. Doch nach Beurteilung eines Amsterdamer Gerichts ist die Fusion der beiden Unternehmen offenbar nie vollzogen worden. Der weiter amtierende Phillar-CEO Gabor de Vree fordert nun Geld von Commodore, die Rede ist von bis zu neun Millionen Euro. "Schadensersatz für die Rufschädigung nicht eingeschlossen", heißt es in einer Pressemitteilung von Phillar. (jkj)