Community-Bewerbung für Top Level Domain .gay abgeschmettert

Nachdem die ICANN dem Unternehmen Dotgay LLC .gay nicht als Community-TLD überlassen hat, monieren Kritiker das Vergabeverfahren.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) will die Top Level Domain .gay meistbietend unter den vier angetretenen Bewerbern versteigern. Der einzige Bewerber Dotgay LLC, der sie als sogenannte Community-TLD für die schwul-lesbische Szene betreiben wollte, ist mit seinem Antrag bei der ICANN gescheitert. Die Verbindung zwischen dem Begriff .gay mit der "Community" der Schwulen und Lesben sei nicht zwingend, urteilten die Gutachter der Economist Intelligence Unit.

Die Bewerber müssen mindestens 14 von 16 Punkten bei der Prüfung erhalten. Dotgay LLC erhielt aber nur 11 Punkte.

Kritik in Bezug auf die Behandlung der Community-Bewerbungen gab es zum Auftakt der 51. ICANN-Konferenz in Los Angeles von Regierungs- und Nutzerseite. Die Ablehnung der .gay-Community-Bewerbung lege den Verdacht nahe, dass das ICANN-Verfahren wohlhabenden Bewerbern in die Hände spiele, anstatt kleine Bewerber und Organisationen zur eigenen TLD zu verhelfen. Bislang waren nur einzelne Community-Bewerbungen erfolgreich, unter anderem .hotel und die .radio-Bewerbung der European Broadcasting Union (EBU). Die Bewerber müssen mindestens 14 von 16 Punkten bei der Prüfung durch die externen Gutachter von EIU erhalten. Dotgay LLC erhielt aber nur 11 Punkte.

Dabei hatte Dotgay LLC eine strenge Registrierung zugunsten von Schwulen, Lesben versprochen und dafür bei der Domainregistrierung auch alle möglichen Punkte erhalten. Durchfallen ließen die Gutachter das Unternehmen aber unter anderem, weil die Bewerber auch heterosexuelle LGBT-Aktivisten oder heterosexuelle Transsexuelle mit zur Community rechne.

Punkteabzug gab es auch in Bezug auf die Unterstützung, obwohl der Verband International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) und zahlreiche nationale LGBT-Organisationen die dotgay LLC-Bewerbung befürworten. 67 Prozent des Gewinns aus .gay-Registrierungen gehen laut der Bewerbung in eine Stiftung zugunsten der Community.

Der negative Gutachterbescheid bedeute nun keinesfalls das Aus für Dotgay LLC, betonten ICANN-Chef Fadi Chehadi und Global Domain Division-Chef Akram Atallah auf Nachfrage von heise online. Vielmehr könne das Unternehmen sich entweder mit den anderen drei Bewerbern einigen oder die TLD im Bieterverfahren gewinnen. Die Auktion mit den kommerziell ausgerichteten Mitbewerbern, die übrigens allesamt lange Listen von TLDs für sich beantragt haben, bedeute aber auch, dass es Jahre dauere, bis Geld an die Community zurückfließen könne, teilte Dotgay-Beraterin Avri Doria mit. Der Zuschlag könnte am Ende mehrere Millionen US-Dollar kosten.

Doria rechnet damit, dass Dotgay LLC den ICANN-Vorstand dazu auffordern werde, die Ablehnung des Community-Status zu überprüfen. Das würde das Auktionsverfahren erst einmal stoppen. Sollte der Vorstand den Gutachterentscheid aufrechterhalten, könnte Dotgay LLC noch ein kostenpflichtiges externes Schlichterverfahren anstreben.

Für eine künftige Runde von TLD-Neuzulassungen müssten viele Bewerbungsbestimmungen abgeändert werden, forderten am Montag Vertreter von Nutzern und gescheiterten Bewerbern. Im Regierungsbeirat der ICANN wurde am Wochenende vor einem zu raschen Start einer Runde zwei gewarnt. Die umstrittenen Bewerbungsverfahren abzuarbeiten kann sich noch über viele Monate oder sogar Jahre hinziehen. (anw)