Computerchips: USA fürchten Abhängigkeit von Asien, wollen selbst produzieren

Das Weiße Haus wünscht sich mehr moderne Chip-Herstellung im eigenen Land. Die Branche wünscht sich Subventionen.

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Mainboard mit Chips

Hauchdünne Silizium-Wafer sind wichtiges Ausgangsmaterial für Computerchips.

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Das Weiße Haus hat Gespräche mit den Chip-Herstellern Intel und TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Co.) aufgenommen. Ziel ist die Errichtung moderner Chipfabriken in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Coronavirus-Pandemie verstärkt die Sorge der Regierung vor internationalen Lieferschwierigkeiten. Vor allem die Abhängigkeit von Taiwan wird in Washington als großes Risiko betrachtet, nicht zuletzt für die Waffenproduktion.

Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf regierungsinterne Unterlagen. Modernste Fabriken können Strukturen von nur zehn Nanometern oder sogar weniger erzeugen. Das spart Wafer und reduziert Stromverbrauch und damit Abwärme der Computerchips, was wiederum schnelleren Rechentakt ermöglicht.

Allerdings gibt es nur drei Hersteller, die so winzige Strukturen in Stückzahlen beherrschen: Intel in den USA, TSMC in Taiwan und Samsung in Südkorea. TSMC genießt besondere Bedeutung, weil es Lieferant für wichtige Anbieter wie AMD, Nvidia oder Qualcomm ist, die nicht bei Samsung bestellen können oder wollen. Intel fertigt hauptsächlich für den eigenen Bedarf.

Genau das könnte sich ändern: Laut dem Zeitungsbericht hat Intel-CEO Bob Swan Ende April in einem Brief an das Verteidigungsministerium seine Bereitschaft betont, in Zusammenarbeit mit dem Ministerium eine neue kommerzielle Chip-Fabrik zu bauen, die dann Aufträge Dritter annehmen würde. Das soll der US-Waffenbranche den Chip-Nachschub sichern.

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Die Semiconductor Industry Association (SEMI), der US-Verband der Halbleiterbranche, würde sich natürlich über Investitionen in Chip-Fabriken in den USA freuen. SEMI hofft auf neue Steuergutschriften für die Anschaffung neuer Fabrikationsanlagen. Zudem schreibt der Verband laut WSJ gerade an einer Studie, die der Regierung anheimstellen wird, einen neuen Förderfonds für die Branche einzurichten und mit dutzenden Milliarden US-Dollar zu dotieren. Die Autoren können nicht zuletzt auf die Volksrepublik China verweisen, die im Oktober einen 29 Milliarden Dollar schweren Fonds zur Unterstützung der chinesischen Computerchip-Branche aufgesetzt hat.

US-Präsident Donald Trump suche derweil nach weiteren Möglichkeiten, China auszubremsen. Zu bestehenden Exportbeschränkungen kämen bald neue Vorschriften hinzu, die es dem chinesischen Konzern Huawei verunmöglichen sollen, Chips von TSMC zu beziehen. Die Volksrepublik hat bereits mit postwendenden Konsequenzen für US-Unternehmen gedroht. (ds)