Computerpanne und schlechte Ausbildung führten zu US-Blackout

Computerpannen und schlecht ausgebildete Techniker waren an dem größten Stromausfall in der Geschichte Nordamerikas Schuld, berichtet eine amerikanisch-kanadischen Untersuchungskommission.

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Von
  • Jürgen Kuri

Computerpannen und schlecht ausgebildete Techniker waren an dem größten Stromausfall in der Geschichte Nordamerikas im vergangenen August Schuld, berichtet eine amerikanisch-kanadische Untersuchungskommission (Interim Report: Causes of the August 14th Blackout in the United States and Canada, als PDF verfügbar). Das Gremium kam zu dem Schluss, dass der Zusammenbruch des Stromnetzes vermeidbar gewesen wäre. Doch hätten eine Reihe von Computerproblemen bei der Stromgesellschaft FirstEnergy in Ohio und Fehler der Techniker dazu geführt, dass die Warnsignale übersehen wurden. Außerdem warf die Kommission FirstEnergy vor, die Steuerungszentralen anderer Energieversorger erst zu einem Zeitpunkt gewarnt zu haben, als es schon zu spät für Gegenmaßnahmen war.

Der Ausfall des Stromnetzes Mitte August hatte sich binnen kürzester Zeit auf den gesamten Nordosten der USA und Teile Kanadas ausgeweitet. New York und Dutzende andere Städte waren teils tagelang ohne Strom. Insgesamt waren 50 Millionen Menschen von dem Blackout betroffen.

Die Kommission rügt auch eine mangelnde Befolgung der Bundesrichtlinien durch die Stromgesellschaft. So versäumte es FirstEnergy, Bäume entlang der Stromoberleitungen zu fällen. Deshalb sei es nach und nach an Leitungen, die mit den Bäumen in Kontakt kamen, zu Kurzschlüssen gekommen. Die verbliebenen Leitungen wurden dadurch überlastet. Diese und andere Warnsignale wurden wegen Computerpannen in der Zentrale jedoch übersehen, und so konnten auch die anderen Energieversorger nicht gewarnt werden.

In einem Fall hatte ein Techniker noch versucht, ein schweres Computerproblem in der Zentrale zu beheben. Er ging dann aber in die Mittagspause und vergaß, das System wieder vollständig hochzufahren: Eine Funktion, die alle fünf Minuten Informationen über den Zustand des Netzes einholte, wurde nicht aktiviert. Auch seien Alarmfunktionen der Computer in der Haupt-Steuerungszentrale von FirstEnergy ausgefallen, dadurch hätten die Operator die Überlast-Bedingungen, die von den Systemen angezeigt wurden, übersehen. Außerdem habe es zu diesem Zeitpunkt während des beginnenden Blackouts weitere, nicht näher spezifizierte Computer-Fehlfunktionen gegeben.

Der Report hält zwar fest, dass keine "Hacker-Angriffe" oder Sabotage Ursache der Computerprobleme waren, lässt sich aber bislang nicht näher über die Details der Computerpannen aus. Auch zu der Möglichkeit von Störungen durch Wurm- und Virenbefall in den Überwachungsrechnern, wie sie im Januar 2003 durch SQL-Slammer beim Betreiber FirstEnergy auftraten, nimmt der Report ansonsten nicht weiter Stellung. Die Kommission meint lediglich, es gebe keine Beweise oder weiteren Informationen, dass Viren oder Würmer, die zum Zeitpunkt des Blackouts im Internet verbreitet wurden, entscheidende Auswirkungen auf die Systeme zur Stormerzeugung und -Verteilung gehabt hätten.

Siehe dazu auch: (jk)