Computerschach-WM beendet

Die Computerschach-Weltmeisterschaft im holländischen Maastricht wurde gestern erst im Stichkampf mit verkürzter Bedenkzeit entschieden. Mit jeweils 7,5/9 standen sich hier Shredder und Junior gegenüber.

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Von
  • Lars Bremer

Am gestrigen Donnerstagabend abend wurde die Computerschach-Weltmeisterschaft erst im Stichkampf mit verkürzter Bedenkzeit entschieden. Nach neun Runden lagen im holländischen Maastricht die Programme Junior und Shredder mit 7,5 Punkten aus 9 Partien gleichauf. Junior wurde durch einen Sieg in der ersten Stichkampf-Partie und ein Unentschieden in der zweiten Partie Computerschach-Champion.

Shredder hatte im Turnier zwar den direkten Vergleich gegen Junior gewonnen, jedoch drei Remis gegen andere Programme zugelassen, während Junior sich neben dem Ausrutscher gegen Shredder nur noch ein Unentschieden abringen ließ und nebenbei noch in der siebenten Runde die Titelhoffnungen von Fritz zerstörte. Fritz wurde letztendlich Vierter.

Platz drei ging an Brutus, eine PC-Steckkarte mit programmierbaren Chips, die ähnlich wie IBMs DeepBlue funktioniert: Ein "normales" Software-Schachprogramm frisst sich bis zu einer bestimmten Tiefe in den Suchbaum und übergibt dann an die Hardware, die noch eine kurze Suche dranhängt und eine umfangreiche Bewertung durchführt. Letztere erfolgt durch die Parallelstruktur sehr schnell, während die auf der Steckkarte nicht verfügbaren Hash-Tabellen die (zusätzliche Hardware-)Suchtiefe auf drei bis fünf Halbzüge beschränken. Autor Dr. Christian Donninger hatte sich diesmal mit seinem noch in der Entwicklung befindlichen Programm noch keine ernsthaften Titelchancen ausgerechnet. "Das wär' ja schließlich zu einfach, wenns jetzt schon gewänne, wo es noch gar nicht fertig ist", sagte er gegenüber heise online. Nächstes Jahr will er aber die Nummer eins werden; auch der Verkauf könnte 2003 möglicherweise beginnen.

Zwischen den Runden sechs und sieben des Hauptturniers wurde auch die Weltmeisterschaft im Blitzschach ausgetragen, die Shredder gewinnen konnte. Ein kleiner Trost für Stefan Meyer-Kahlen, der mit Shredder schon oft den Titel im Turnierschach gewann, aber noch nie Blitzweltmeister war.

Nach dem Blitzturnier spielte der israelische Großmeister Boris Alterman ein Uhrensimultan gegen elf der teilnehmenden Programme. Dabei bekamen diese jeweils eine halbe Stunde, der Großmeister 90 Minuten für die gesamte Partie. Das schien zunächst schierer Größenwahn, schließlich gewinnen die meisten Programme bei solchen Bedenkzeiten nicht selten "richtige" Partien gegen starke Menschen, doch Alterman hat große Erfahrung mit Computern. Er bekam an fast allen Brettern ausgezeichnete Stellungen, doch erwies sich die Bedenkzeit als ungünstig gewählt, weil die Programme sehr schnell zogen und den Großmeister in gewaltige Zeitnot brachten. Letztlich verlor er sechs Partien durch Zeitüberschreitung, gewann eine und remisierte vier, ohne in einer Partie wirklich schlecht zu stehen. (lab)