Computerschach-Weltmeister aus Israel

Das israelische Schachprogramm DeepJunior hat seinen Heimvorteil genutzt und die 12. Weltmeisterschaft im Computerschach gewonnen; Zweitplatzierter wurde Shredder.

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Von
  • Lars Bremer

Das israelische Schachprogramm DeepJunior hat seinen Heimvorteil genutzt und die 12. Weltmeisterschaft im Computerschach gewonnen. Mit neun Punkten aus elf Runden verwies er Titelverteidiger Shredder, der 8,5 Punkte erzielte, auf den zweiten Platz.

Seit 1996 machten diese beiden Programme sämtliche Weltmeisterschaften unter sich aus; Shredder konnte den begehrten Titel fünf Mal erringen, Junior, der vor anderthalb Jahren gegen Garri Kasparow ein Match unentschieden spielte, jetzt zum vierten Mal. In seinem WM-Tagebuch schildert der Shredder-Autor Stefan Meyer-Kahlen seine Eindrücke vom Turnier. Er kann sich immerhin mit der Weltmeisterschaft im Blitzschach trösten, die er zum dritten Mal in Folge gewann.

Weil die Teilnehmer bei Computerschach-Weltmeisterschaften beliebige Computer benutzen dürfen, waren die MIPS ziemlich ungleich verteilt. Einige Teilnehmer spielten auf Rechnern mit vier Prozessoren, Champion DeepJunior etwa auf einem Vierfachsystem von HP, Shredder auf Vierfach-Opteron, andere auf Single-Opteron- und Pentium-Rechnern. Im Endklassement fanden sich die Programme ziemlich genau nach der Geschwindigkeit des verwendeten Rechners sortiert; ganz vorn die auf Vierfach-Maschinen, danach die Single-Opterons und am Tabellenende die Pentium-Rechner.

Gleichzeitig fand auch die neunte Computerspiel-Olympiade statt. In den Disziplinen Go, Xiangqi (Chinesisches Schach), Hex, Lines of Action, Amazons und Octi traten Programme gegeneinander an.

Go-Champion wurde sowohl auf dem 9x9- wie auch auf dem 19x19-Brett das US-amerikanische Programm Go Intellect; Vorjahressieger GnuGo hatte diesmal nichts zu bestellen und endete abgeschlagen im Mittelfeld. Am 9x9-Go-Turnier nahm erstmals das Programm eines Schach-Programmierers teil: Atarist, die Schöpfung des Holländers Johan de Koning, landete aber nur auf dem drittletzten Platz. Der Autor darf sich aber mit dem Turniersieg in der Amazons-Konkurrenz trösten; am Schach-Turnier nahm er allerdings nicht auch noch teil.

Insgesamt fällt auf, dass wesentlich weniger Programme am Start waren als noch vor einem Jahr -- in manchen Disziplinen fand sich kein einziger Teilnehmer; so fiel ein ebenfalls geplantes Backgammon-Turnier aus. Schuld könnte der Austragungsort sein, die nahe Tel Aviv gelegene Bar-Ilan-Universität in Ramat-Gan. Das hatte im Vorfeld zu Diskussionen geführt, weil einige Teilnehmer Sicherheitsbedenken hatten, angesichts der jüngsten Anschläge in Tel Aviv wohl nicht ganz unbegründet. Programmierer aus arabischen Ländern verzichteten aus politischen Gründen ohnehin auf die Teilnahme. Das Hydra-Team aus den Vereinigten Arabischen Emiraten etwa, im Vorfeld als möglicher Top-Favorit im Schachturnier gehandelt, sagte mit der Begründung ab, ihr Land habe Israel 1967 den Krieg erklärt und bislang keinen Frieden geschlossen. (Lars Bremer) / (jk)