Computersystem der Börse Tokio erneut im Zwielicht

Eine falsch platzierte Verkaufsorder hat erneut das Computersystem der Tokio Stock Exchange in die Kritik gebracht. Auch hochrangige Politiker fordern Konsequenzen.

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Nach einem erneuten unrühmlichen Vorfall an der Tokio Stock Exchange (TSE), der sich vergangene Woche ereignete, wird dort nun überlegt, das gesamte Computersystem zu überprüfen. Der Börsen-Chef Takuo Tsurushima hat seinen Rücktritt angeboten und übernimmt damit die Verantwortung für die jüngste Panne und den Ausfall des Handelssystems Anfang November. Japans Minister für Finanzdienste Kaoru Yosano riet der Börse, ihr Computersystem über höhere Investitionen zu verbessern anstatt sich auf einen eigenen Börsengang zu konzentrieren. Und auch der japanische Premierminister Junichiro Koizumi hat sich eingeschaltet und bessere Sicherheitsvorkehrungen gefordert.

Vorige Woche Donnerstag hatte ein Mitarbeiter von Mizuho Securites eine Verkaufsorder für Aktien des Unternehmens J-Com falsch platziert. Ansstelle einer Aktie für 610.000 Yen (4200 Euro) bot er 610.000 Aktien für jeweils 1 Yen an. Nachdem der Mitarbeiter seinen Fehler bemerkt hatte, verwehrte ihm das Computersystem für zehn Minuten die Korrektur. Die Zeit reichte aus, damit Investoren hunderttausende Aktien auf ihre Einkaufsliste setzten – lediglich 14.000 J-Com-Papiere befanden sich hingegen im freien Handel. Der Wert der Aktie ging zeitweise auf das untere Limit von 572.000 Yen zurück und schwang sich dann auf 772.000 Yen (PDF-Datei). Durch Rückvergütungen sei Mizuho Securities ein Gesamtschaden von voraussichtlich 40 Milliarden Yen entstanden, heißt es in Medienberichten. Nun überlege Mizuho, Schadensersatz von der TSE zu verlangen.

Bereits am 1. November fielen wegen einer Computerpanne große Teile des Aktienhandels der TSE für 90 Minuten aus. Das Handelssystem stammt von Fujitsu. Die TSE machte Fujitsu für falsche Anweisungen zu einem Update zur Verbesserung des Systems verantwortlich. Neben Fujitsu-Managern musste auch TSE-CEO Tsurushima eine Gehaltskürzung hinnehmen. Nun entschuldigt sich die TSE für den erneuten Fehler und bittet die Börsianer um Unterstützung bei den Bemühungen um einen reibungslosen Handel. (anw)