Computex: USB 2.0 kontra IEEE 1394

Das Angebot für Intels beschleunigte USB-Variante ist weiterhin dünn - IEEE 1394 beherrscht die Szene.

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Von
  • Georg Schnurer

Um mit Videostreams und anderen schnellen und zeitkritischen Datenströmen von externen Geräten umgehen zu können, braucht der PC eine schnelle, zuverlässige und möglichst universell einsetzbare Schnittstelle. Diese sollte zudem industrieweit anerkannt sein, damit möglichst viele Geräte über sie nutzbar sind. Schön wäre es zudem, wenn der Anschluss preiswert zu haben wäre und von einer breiten Palette von Betriebssystemen unterstützt würde. Mit dem schnellen seriellen Bus nach dem IEEE-1394-Standard (bei Apple "FireWire", bei Sony "i.Link") wäre all das ad hoc zu haben, doch nach Intels Willen soll USB 2.0 mit einer maximalen Datenrate von 480 MBit/s zum neuen Standard werden.

Über diese zur etablierten USB-Version 1.1 (12 MBit/s) abwärtskompatible Schnittstelle sollen nicht nur Videokameras, Scanner und ähnliche Geräte mit hohem Datenaufkommen Anschluss an den PC finden, sondern auch vergleichsweise unkritische Komponenten wie Tastaturen, Mäuse, Drucker und Co. Ein ausgeklügeltes Protokoll soll sicher stellen, dass jeder Datenstrom mit der ihm gebührenden Aufmerksamkeit behandelt wird, damit sich verschieden schnelle Geräte nicht ins Gehege kommen. Für ausreichend Anschlüsse sorgt eine sternförmige Architektur mit kaskadierbaren Hubs.

Damit sich die neue USB-Version schnell im Markt etabliert, will Intel sie in alle zukünftigen Chipsätze integrieren. Für den Übergang und als Nachrüst-Option für existierende Systeme gab es auf der Computex in Taipeh bei diversen Herstellern schon mal reichlich PCI-Steckkarten mit USB-2.0-Bridge zu bewundern. Diese sollen laut Prospekt im allen gängigen Systemen funktionieren, seien es nun x86-PCs oder Macs mit PCI-Steckplätzen. Bohrt man bei dem Anbietern etwas genauer nach, so stellt sich aber schnell heraus, dass es momentan nur Treiber für Windows 2000 gibt.

Doch auch unter Windows 2000 kann USB 2.0 noch nicht glänzen: Sobald mehrere Geräte verschiedener Hersteller ins Spiel kommen, hakt es an allem Ecken und Enden. Dabei ist die Auswahl der verfügbaren USB-2.0-Komponenten derzeit alles andere als üppig. Jenseits des Prototyp-Stadiums fanden wir lediglich Hubs. Hochauflösende Videokameras, die ja besonders von der großen Bandbreite von USB 2.0 profitieren würden, entdeckten wir nur in Form von Ankündigungen. Card-Reader zum Auslesen von Memorycards und -sticks gab es bei einigen Herstellern (Kouwell, Datafab) immerhin als Prototypen zu sehen. Warum man dafür allerdings ein Bussystem mit einer so hohen Bandbreite benötigt, konnte niemand schlüssig erklären.

Ganz anders sieht die Lage bei Geräten für den IEEE-1394-Bus (400 MBit/s) aus. Hier herrscht eine geradezu erdrückende Vielfalt. PCI-Steckkarten mit bis zu sechs Ports kann praktisch jeder Hersteller liefern. Ähnlich breit ist auch das Angebot an CardBus-Controllern, die Notebooks die 1394-Welt öffnen. Riesig die Auswahl von Videokameras mit FireWire-Anschluss. Aus dem Rahmen des üblichen fiel hier das Modell S-Cam 400M von Aplux. Neben üblichen Kamera-Features (640 x 480 Pixel, 30 Bilder pro Sekunde, 24 Bit Farbtiefe) bietet es einen integrierten FireWire-Repeater. Über diesen lassen sich weitere 1394-Geräte kaskadieren, was die Verkabelung der Wohnung oder des Büros wesentlich vereinfacht.

Einfach und unkompliziert, das sind ohnehin die Attribute, mit denen sich FireWire, respektiver IEEE 1394 schon seit geraumer Zeit schmücken darf. Das ist aber auch nicht verwunderlich, da der gar nicht so neue Standard vornehmlich im Consumer-Bereich zum Einsatz kommt. Insbesondere DV-Camcorder sind ausnahmslos mit IEEE-1394-Anschluss ausgestattet.

Da fragt man sich natürlich, warum Intel nun unbedingt einen neuen Highspeed-Bus für den PC etablieren will. FireWire ist bereits erprobt und gut eingeführt, es gibt ausreichend Komponenten an Markt und die Kosten für eine 1394-Karte halten sich auch in Grenzen. Alles, was man dagegen bislang in Sachen USB 2.0 sieht, ist mehr oder weniger unausgegoren.

Was spricht also dagegen, 1394 die schnellen Datenströme zu überlassen und langsamere Geräte wie bisher über USB anzuschließen? VIA, Intels schärfster Rivale im Chipsatz-Geschäft, scheint diese Frage für sich schon beantwortet zu haben. In alle neuen Chipsätze, so verriet uns VIA-CEO Wen Chi Chen in einem Gespräch am Rande der Computex, wolle man nun FireWire integrieren. Die bereits in USB 2.0 investierte Entwicklungsarbeit sei so zwar verloren, doch dies verschmerze VIA gern im Interesse eines stabilen und vor allem auch von der Consumer-Industrie akzeptierten High-Speed-Standards. Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass auch Intel auch ein Einsehen hat und selbst ebenfalls auf 1394 umschwenkt.

Bis sich die Großen der Branche für einen gemeinsamen Weg entschieden haben, bleibt für alle, die auf Nummer sicher gehen wollen, nur der Griff zur Combo-Karte: Dieser etwa von IOI mit dem Modell IOI-4801TL2 angebotene Kartentyp vereint einen 1394-Controller und einen USB-2.0-Controller mit jeweils vier Ports auf einer PCI-Steckkkarte. (gs/c't)/ (cp)